Donnerstag, November 30, 2006

Death Ships - Seeds Of Devastation

es waren die besten partys. meist fanden sie auf einem entlegenen gehöft statt, eines das gerade noch dieses eine gelage überstehen konnte. seltener waren es beengtere verhältnisse. immer hat die mischung der anwesenden aus altbekannten und neuen gesichtern, zu denen man schnell zugang fand, gepasst. das wetter war gut, vielleicht wenige stunden, die mit lauen lüften bespickt waren. die stimmung stets herzlich und das essen fein gewählt. und dann gab es, und ohne diesen aspekt wäre die ganze chause sinnfrei, eine kapelle, die uns wegtrug, ohne zögern dem alltag entzog, die minütlich in immer neuen takten bestätigte, wozu wir die flucht auf dieses anwesen, unter diesen freien himmel, zu diesen wenigen menschen antraten. eine kapelle, die so sehr teil des ambientes wurde, dass sie sich wiederum aus ihm hervorstahl, um im eigenen licht zu glänzen und dem, das die anderen elemente auf sie zurückwarfen. brot brechen, am weinglas nippen, zuhause sein, fuß wippen. leider gelingt das nur selten. vieles muss zusammenpassen, stimmen.
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die death ships wären so eine band, die ich einladen würde, wenn ich eine solche veranstaltung organisieren müsste. dass sie in iowa leben, stellte keinen hinderungsgrund dar, die wüssten genau, wovon ich rede. schaut nur mal auf ihr cover. im heu könnte man den rausch ausschlafen, nachdem man müde den kopf in den schoß der liebsten sinken ließ.musik, die die halme des korns streichelt, sachter als der warme sommerwind es kann. musik, die in sich selbt verliebt kreist, als frohlocke sie angesichts der eigenen existenz. und genau das ist es, was ihr gelingt uns zu vermitteln: lebenslust, lust am existieren. ein billiger streifen, aber wenn er auf dauerschleife liefe, niemand nähme reißaus. den stampfenden rhythmus aufnehmen, die arme werfen, wach sein, atmen. die finger schleifen über die saiten, die stimme erhebt sich, wirft dir worte zu, du singst mit und der gleichklang kennt die geschichte einer gemeinsamen zeit.musik, die sich nicht neu erfindet, denn alles, was sie wiederspiegelt, gibt es schon so lang. ein schlagzeug ist zum draufhauen da, gitarren wollen bewegt werden und wer schnickschnack will, soll eine galerie besuchen und hier nicht das olle klavier bestaunen.
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remains to be seen: beginnt mit einer verhaltenen gitarre aus dem off, wie zur probe angeschlagen. die leutchen sammeln sich vor der bühne. zügig und bestimmt setzt der rest der truppe ein. ein schwebender song, dessen teppich sich aus dem stand in die luft erhob. löblich, dass ein wunderbarer refrain nicht bis zum letzten ausgeschlachtet wurde, er bleibt in ein insgesamt warmes gewand gebettet. ***1/2
symmetrical smiles: eine olle orgel stammelt den rhythmus, gewagt und mutig, die soften apparate des schlagzeugs werden eifrig bewegt, die angefeilte stimme keilt sich ein. ein song, der stillstand zum teufel erklärt und doch nicht wild mäandernd flieht. er bietet ohne zu überbieten. ****
little mystery: ein melodiebogen, immer wieder aufgenommen – herzeleid – bildet den roten faden, der, nach und nach von jedem einzelnen um den finger gewoben, weiter gesponnen wird. erfrischend: die tatsächlich trägen momente, das innehalten und neuerliche einsetzen des bestimmenden themas. ****1/2
great american: magerkost. zur gesunderhaltung. nahrhaft. akkorde auf der gitarre, eine stimme, die etwas weiß. „you can ride with me…“ im duett mit einer dame. ****
grand deceiver of information: aufgefüllter sound, atmosphäre, die zunehmend erigiert, sich standhaft gegenüber den zweiflern hält, das gesamte intrumentarium wird zu rate gezogen, schwer lastet die trommelmacht, das gitarrengerät wird aufgefahren, die hitze sengt das beinkleid an. ****
sarah: eine quakende trompete hilft über die schwüle, als mache sie sich über sie lustig. sarah sollte jeder mal kennengelernt haben. die dame von nebenan, nicht für jedermann. der rhythmus hüpft, hier wird aus der hüfte geschossen. nur sarah ist schnell wieder fort. ****
story never gets old: keine müdigkeit. wieder ein anlauf, wieder ein zusammenfinden. das klavier strotzt vor kraft, ein klimpern vor dem herrn, maloney hebt an und ab, dennoch gelingt es ihm, die hymne zur freude aller nicht zu strammsteher- nummer verkommen zu lassen. ****
city never sleeps: smooth. keine ballade, dennoch rücken die mädels heran. kein geschmuse, dennoch nähe. country- blues- indiepop- gemenge, das sich nicht wegen des nachbarn schämt. worte, gestochen scharf, frei assoziiert. auf sechs minuten länge lässt sich einiges erzählen, keine angestaubten versionen so viel ist klar. distanz, vogelperspektive, bitte schön. ****
big one coming: eruptiv, folgerichtig platziert. wiederum wie anderenorts mit einer einträglichen bridge ausgestattet. solches muss sich erst finden, vor allem wenn man lang genug schon über den kleinstädtischen mief gefrozzelt hat. ****
echo children: das plaid sauber aufgeschlagen, die kinder wurden müde, haben sich verzogen, doch hier draußen wird noch einmal der himmel aufgestochen, immer wieder gehen die blicke dahin, wo sich diese ungewöhnliche stimme aufhält. ****
knocks over time: es orgelt verabschiedend. die umgestürzten gläser laden einsames getier auf einen letzten schluck ein. nun kann die stimmung umschlagen. wehmut, die sich vergisst und jammert. sehnsucht, die im weltschmerz erkaltet. den death ships gelingt die kurve auf hoher see. umarmt, genossen. ein abend, von dem noch lange die rede sein wird. ****
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im schlafsack versteckt, mich der moskitos erwehrend, werden erinnerungen wach an: afghan whigs, ben folds, wilco, decibully oder auch the elected. und schließlich im schlaf versinkend kann ich mir keinen reim drauf machen, warum daniel maloney mit seinen liedern kein label findet.

Mittwoch, November 29, 2006

zu gehör getragen (12)

jack's mannequin - everything in transit (2006)
> pop mit appeal, mit freude, spaß und guter laune, 3/5

milburn - well well well (2006)
> irgendwo zwischen sentiment und dicker hose, achtung & proll, 3/5

tom waits - real gone (2004)
> ein grower vor dem herrn, zu unrecht von den kritikern verachtet, 4/5

nathalie merchant - motherland (2001)
> nah am meisterwerk, kein wunder, dass sie von bragg & wilco geladen wird, 4/5

Dienstag, November 28, 2006

the decemberists - the crane wife (2006)

“The Crane Wife is an old Japanese folk tale. While there are many variations of the tale, a common version is that a poor man finds an injured crane on his doorstep (or outside with an arrow in it), takes it in and nurses it back to health. After releasing it, a woman appears at his doorstep who he falls in love with and marries. Because they are in need of money, his wife offers to weave great silk cloths that they could sell at the market, but only if he agrees never to watch her when she is making it. They begin to sell them and live a comfortable life, but he began to make her weave more and more. Oblivious to his wife's diminishing health, his greed increases and he eventually peeks in to see what she is doing to make the silk she weaves so desirable. He is shocked to discover that at the loom is a crane plucking feathers from her body and weaving them into the loom. The crane, seeing him, flies away and never returns.Band leader Colin Meloy found a version of this story and decided to write music based on it. His version is the version with the arrow.”
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meine wertschätzung stellte sich spät ein. erst als vertrautheiten hergestellt, verweise verdeutlich waren. vorher hätte ich ein ums andere kapitel fest an einem verriss gearbeitet. einer mischung aus prog und folk goutier ich gern, nur ihrer vordergründigkeit bin ich nicht sofort auf den leim gegangen. so gab es atemstoß für atemstoß schelte, bis sich ein wohlgefallen ergab. als natürlicher vorgang der auslese. sprach ich vorher von charakterlosigkeiten, ideenarmut, überraschungsfreiheit und dem bild, dass während der akzentuierungsverhandlungen zu wenig couragierte den arm ausstreckten, um dem mut vor aller wehe, aller ängstlichkeit, allem gleichmut, aller sicherheit vorrang einzuräumen, so weiß ich oder doch ahne ich mich nun einem konzeptionellen angebot gegenüber. einer ausgestreckten hand, die angenommen bereitwillig auf ein weites, unbestelltes feld führt, auf dem man es sich neben den decemberists gemütlich machen darf, um bei der saat zu helfen, dem gedeihen unterstützung zu leisten, der ernte beizuwohnen. erst wer sich dem verpflichtet fühlt, der teilhabe respektive teilnahme, wird den geist des albums zu tage tragen, den offensichtlichkeiten trotzen und herr über die magere summe der einzelnen teile werden.wenn man am ende des tages ein paar schritte zurücktritt, um sich das geschaffene werk mit etwas abstand anzusehen, ist es manches mal ratsam, die augen etwas zuzukneifen, um dem versteckten, dem rätselhaften zugang zu verschaffen. es findet sonst kein zuhause.
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1. the cran wife 3: akustischer beginn, einstieg in eine schöne, helle melodie, die sich erwachsen über den ganzen song hält, ein wirklich wunderbares lied, ornamentiert mit geigenklängen, klarer gitarrenarbeit, fröhlichem bass und einem optimistischem und kraftvollem meloy ****
2. the island: come and see the landlord´s daughter you’ll not feel the drowning: zweiminütiger psychedelischer, progverhangener anfang, übergabe an akustikgitarre und gesang, zwei elemente, die fortan das gesicht dieses titels bestimmen, denn sie wechseln sich in einer tour de force über ersprießliche zwölf minuten immer wieder ab; dass es passagen welterweckenden rufens gibt, daneben exzesse, die an feinsten folkrock aus den sechzigern gemahnen, will ich nicht verschweigen, nach sieben minuten fühle ich mich um dreißig jahre zurückgeworfen: jethro tull/pink floyd: wuchtig hämmern die gitarren, die stimme in die höh, die orgelpfeifen überschlagen sich, ein wilder reigen, verstörend, heischend, ein schrei, jubilierend, zurückrufend, feiernd, abwegig, abgründig ****
3. yankee bayonet: nun darf auch die dame (laura veirs) ans werk, um diesen eingängigen song mitzugestalten, dessen refrainfragment aus „ah ah ah ah uuh aah…“ zur selbstdarstellung gereicht, ein rühriges, lebendiges stück ***1/2
4. o valencia!: zunächst etwas holperiger, später galoppierender, fast beschwingter titel, dem man eine gewisse schwermut dennoch nicht nehmen kann, hinten raus fast hymnisch und der titel, der wohl am meisten an die letzten beiden alben erinnert, aber auch einer jener, die schon lange verfügbar waren ***1/2
5. the perfect crime #2: starker start, orgeldominiert, schöne auflösung von der strophe in den fabelhaften refrain, eine bridge mit einem hauch von gitarrensolo/mäandernden progfetzen, meloy: klar, unnahbar, aufmerksam ****
6. when the war came: düsterer als das vorherige material, deutlich rhythmisierende gitarre, helle zwischenspiele auf dem klavier, immer dichter, atmosphärischer werdend mit zum teil verzerrten gitarren, dumpfem, dräuendem taktgestampfe ***
7. shankill butchers: reduziert auf die akustische und meloys stimme zwingt „shankill butcher“ den hörer wieder zu mehr aufmerksamkeit, die melodie: wieder ausgesucht und schaurig schön vom fernen chor vorgetragen ****
8. summersong: einer der titel, die man vorab allerorten einhören durfte, der gleichzeitig aber auch etwas den vorgeschmack unberechtigt einfärbte, beeinflusste, denn ganz so poppig geht es nur selten auf crane wife zu; aber dieser note sollte dieses album nicht beraubt werden ***1/2
9. the crane wife 1 and 2: endlich kann sich diese verknarzte stimme an sich selbst weiden, endlos dehnen, versengen, versteigen, bemessen und dem lied seinen stempel aufdrücken, die geschichte weiten, ergänzen, häuten, ausgesprochen unterhaltsame elf minuten mit tempiwechseln, mit kontaktaufnahme und entfremdung, mit reichtum und enthaltsamkeit ****
10. sons and daughters: ein ende gibt es nicht und doch nähern wir uns einem ende dieser geschichte, es sehnt das akkordeon, die takte folgen fröhlich, es stampft der rhythmus wohlgemut, ein aufgeräumter sänger, eine vervollständigende backgroundsängerin ****
4/5 ein interessantes konzept und allemal spannendes thema auf hervorragende weise umgesetzt. mit mut zum musikalischen risiko, bei dem jedoch genauso gern wie ehedem – und was gibt es schöneres - melodien hängenbleiben. wem sich nicht sofort erschließt, was und auf welche weise hier eine geschichte erzählt werden soll, dem rate ich zu geduld und zur wieder - holung.

Montag, November 27, 2006

zu gehör getragen (11)

yo la tengo - i can hear the heart beating as one (1997)
> ihr bisher bestes album, rundum gelungen, 5/5

yo la tengo - painful! (1993)
> raues, energiegeladenes werk, einige klassiker!, 4/5

tom jans - the eyes of an only child (1975)
> braver singer/songwriter mit countryesken einschlüssen, 3/5

gutterball - weasel (1995)
> ganz feiner rocker des steve wynn- ablegers, 4/5

ein (p)fund mp3 (5)

anne bacheley wurde 1997 in caen (frankreich) geboren. sie lernte flöte und gitarre und nahm auf kassette ihre erste musik auf. animal hospital und hiro waren nächste stationen auf dem weg zu einer atemberaubenden karriere. nicht ganz. aber vielleicht wird ja noch was draus. die lofi- songs, die sie u.a. kostenlos auf ihrer seite zum download anbietet, haben charme. in diesem jahr erschien nun die station life ep, die es über mimikaki zu beziehen gilt. neben zwei weiteren kurz-werken zählt zu ihrer discography die selbstbetitelte cdr aus dem jahr 2005. daraus die nachfolgenden mp3s. das cover unten zeigt das layout der neuesten veröffentlichung.
aus 2004:

Sonntag, November 26, 2006

zu gehör getragen (10)

graham nash - songs for survivors (2002)
> singer/songwriter auf allerhöchstem niveau, 4/5

slapp happy - ca va (1998)
> avantgarde, die wirklich spaß macht, 3,5/5

tap tap - lanzafame (2006)
> pop an der querstange, von tollen catbirds label, 4/5

béla fleck - perpetual motion (2001)
> banjo + klassik = 4/5

Samstag, November 25, 2006

konzert: yo la tengo

yo la tengo am 23.11.06 in der muffathalle münchen.
als ich yo la tengo vor neun jahren im incognito sah, traten als vorgruppe die pastels an. schon damals nicht ganz unbekannt, waren sie mir dennoch in so weit fremd, dass ich sie mit ihren kongenialen bühnenpartnern verwechselte. nach dem kurzen gig sprang ich hinter die bühne, bat um autogramme, die sie mir bereitwillig auf das t-shirt klierten und versicherte ihnen, dass meine liebe zu yo la tengo unerschütterlich sei, weil ich ihre musik so sehr lieben würde. nachdem ich meine sprüchlein bei allen drei bandmitgliedern losgeworden war, schauten die beteiligten ordentlich bedröppelt, zum teil ziemlich sauer drein. welchem irrtum ich aufgelaufen war, stellte ich fest, als die tengos die bühne betraten und ihr set begannen. an dem abend musste ich noch einige mal aufs klo und dabei die pastels passieren, die sich mit dem merchandisingstand davor postiert hatten. peinlich.
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fragen an georgia (1997):
When were you born? A long time ago
Where were you born? NYC
Favorite band? Free
Favorite drummer? Richard Pryor
Favorite song? "Two-Headed Dog"
Favorite album? OUT OF THEIR HEADS
Favorite movie? The Thing with Two Heads
Favorite TV show? Phyllis
Favorite Monkee? Don Knotts
Favorite actor? Henry Winkler Favorite food?
Jujubees
Favorite hobbies? Thinking about Don Knotts
Favorite sport? Swimming
How did you guys meet? Were you already married to Ira?
We met from seeing a lot of the same bands play and having similar tastes in music. We were not married yet.
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in 2006 sieht manches anders, anderes besser aus. hübsche menschen entstellt nichts, sagt man und so darf georgia mit lässig gebundenem schopf auf die bühne traben, wobei ihr die bequemen turnschuhe sicherlich behilflich waren. ira trägt ringel, wie immer. zuschauer aus der ersten reihe, die es ihm nachtun, werden um wunschtitel gebeten. gemeinsamkeit verbindet. james bleibt ein runder bursche, die haare sind gestutzt, aber nicht bedenklich kurz. fazit: nichts hat sich verändert, fast nichts. denn älter sind die herrschaften geworden. aber nicht weniger wild, nicht weniger entschlossen, nicht weniger müde, dem publikum ihre musik anzutragen. leidenschaft ist das. nach anfänglichen technischen problemen, die wohl mehr darin bestanden, dem einen oder anderen roadie hinter der bühne eine belehrung zu erteilen, ging es in die vollen. neben dem aktuellen repertoire aus dem ´06er album, gab es immer wieder einige dazwischengestreute perlen wie "autumn sweater" oder auch "try so hard". im mittelpunkt stand jedoch die fette noisekeule, die jedesmal zulangte, wenn ira sich in der lage sah, inspiriert und nicht weniger engagiert riffs anzuschlagen, sie mäandern zu lassen, um so die erde beben zu lassen. naja, nicht ganz so dicke, dafür war es insgesamt nicht laut genug. aber es ist immer wieder erstaunlich, wie berstender krach so gefühlvolle schlaufen drehen, so einnehmend und ungeheuerlich anziehend sein kann. während ira sich windet und arbeitet und schuftet und rackert und dabei dem publikum seinen rücken zuwendet, bereiten georgia und james den unaufhaltsamen rhythmus, sorgen für stabilität und souveränität innerhalb des titels. dass nicht alles geht, dass ira nicht immer in der stimmung ist, dem volk das zu geben, was es gerne hätte, zeigt sich, als er einen titel frühzeitig abbrechen lässt (nur dem genauen beobachter offensichtlich, alle anderen erhielten eine kurzversion, die wie ein normaler song endete...). ein toller abend mit einer versierten, tollen band. appetizer waren übrigens crashing dreams, eine fußnote des abends.

Donnerstag, November 23, 2006

zu gehör getragen (9)

aerogramme - my heart has a wish that you would not go (2006)
> ideenarmes, aufgeblasenes werk von möchtegernen, 1,5/5

marit bergman - i think it´s a rainbow (2006)
> ein schwedenmariechen, das leider an die große popnote glaubt, verschenktes, 3/5

sondre lerche - two way monologue (2004)
> nah am mehr, das lockere nicht flockig genug, das schwärmerische nicht warm genug, 3/5

karen mal - mercury wings (2002)
> großartige melodien, bewußte, gezielte untermalung, tolle stimme, 4/5

karen mal - dark-eyed sailor (2005)
> das betont irische entstellt, macht das album einfältiger als es ist, 2,5/5

Mittwoch, November 22, 2006

zu gehör getragen (8)

the levon helm band - the midnight ramble sessions, vol. 1+2 (2006)
> entspanntes bluesgelage, absolut entspannend, 4/5

the ballet - mattachine! (2006)
> unbelastet, leichtfüßig, wunderbar, 5/5

ein (p)fund mp3 (4)


steso songs
heute ganz im zeichen einer jungen dame aus schweden, vielmehr aus malmö. sie heißt korro - veröffentlicht unter dem namen steso songs -, ist 23 jahre alt. auf sie aufmerksam geworden bin ich über den blog "absolut noise", der immer mal wieder ein paar perlen ausgräbt. zu dieser dame heißt es lakonisch, sie sei besser als die anderen. derer gibt es derzeit wahrlich viele. schweden ist ein popparadies, die auswahl fällt schwer. nun, wie immer: selber hören macht schön.
oh, night divine
this is for you girls
heartbeats in mailbox
tomb in womb
chaplin song

myspace
homepage

Montag, November 20, 2006

ein (p)fund mp3 (3)

panda kopanda - open ground
(feurig, stolz. jawoll!)

bedroom eyes - blueprint for departure
(schwedisch, flott, handclaps, trumpets, lebensgierig.)

malajube - la monogamie
(französisch, verwirrend, flagelant, manisch, blümerant)

bishop allen - clementines
(schön.)


bonus:
rainer maria haben sich aufgelöst. böse.

artificial light
broken radio

Sonntag, November 19, 2006

the ballet - mattachine!


eine sehnige fidel,
die förderlich geigt,
singt und zaubert, erquicklich
für unruhe sorgt.

in diesen bewegungsarmen zeiten, da nur selten wirklich große ideen geboren werden.
eine solche band braucht auch ein zuhause. gern nennt man das dann "sissypop", eine noch blödere, dafür markantere und unpassendere kategorie als queerpop. auf beides wird man aber mit der nase gestoßen und soll es dann vernünftig in seinen text einbauen, bitte: "4 queers, 3 chords, 100 melodies. Marina plays bass, Ginger plays violin, Craig plays synth, and Greg plays guitar and sings.", so der eingangsvorstellungstext auf der homepage dieser new yorker kapelle. weiter erfährt man, dass "mattachine!" ihr erstes album ist, welches sie im eigenvertrieb unter die leute bringen. nachdem die ersten 200 kopien mittlerweile versemmelt wurden, wurden 300 weitere nachgelegt. die gibt es hier: wer nun nicht zulangt, wird über der kopie versauern. er verpaßt außerdem das frühe vergnügen schöner, lofi- gestylter musike, die zuvorderst gute laune verbreitet, deren eingängige melodien mitwippen lassen und deren texte mehr sind als nur beiwerk. ich weiß von wenigstens fünf exemplaren, die ins herbstliche deutschland gegangen sind, eine eigene fanbase sozusagen erarbeitend.
konterkariert die dame
den herren? geht denn das?
und wenn ja, wie, bitte schön?
fast vergessen, referenzen/gefolge/majestäten, die erwähnt werden wollen, wenn sich fremde an ihren thron lehnen. dem sänger der herrlichen the ballet sagt man nach, er klinge sehr nach dem sänger der magnetic field. stimmt. außerdem darf man sich rühmen, ähnlichkeiten mit den hidden cameras erinnern zu lassen. warum nicht? ich kann hier schließlich alles schreiben!!!

zu gehör getragen (7)

wayne kramer - citizen wayne (1997)
> mit positiven erinnerungen an den späten frank black, 3,5/5

otto - sem gravidade (2003)
> spannende ladung samba, pop, jazz etc. aus brasilien, 3,5/5

the rainmakers - s/t (1986)
> softpop aus den späten achtzigern, 2,5/5

the rainmakers - tornado (1987)
> hat heute etwas clowneskes, ist aber nicht gänzlich doof, 2,5/5

Freitag, November 17, 2006

zu gehör getragen (6)

the triffids - born sandy devotional (1986)> anerkannter popklassiker, im juni ´06 mit bonustiteln neu aufgelegt, 4/5
the triffids - calenture (1987)> popseelchen, 2,5/5
the triffids - the black swan (1989)> mit einigen spannenden & innovativen momenten bestückt, 3,5/5

the triffids: homepage

Donnerstag, November 16, 2006

zu gehör getragen (5)

solomon burke - nashville (2006)
> der soullegende ausflug in countryeske gefilde: kein genreknaller, 3/5

hanne hukkelberg - rykestr. 68 (2006)
> firlefanz auf hohem niveau, 4/5

badly drawn boy - born in the uk (2006)
> da hat der nette & glaubwürdige mensch chancen verpasst, 3/5

ein (p)fund mp3 (2)


nachdem mir gestern thomas dybdahls neuestes werk "science" fast das herz gebrochen hätte, gebe ich etwas davon weiter. deshalb das (p)fund mp3 gewidmet dem schaffen dybdahls. wer mir zu den titeln ohne jahresangabe, das jahr und das album nennt, erhält eine kleine prämie. also, auf!

right as rain (home-recording, 2001)
change tomorrow
half of me (mit brit symoere johansen)
cow-boy dreams (mit p.k. ottestad, 2001)
damn heart
dedur
from grace

Mittwoch, November 15, 2006

zu gehör getragen (4)

leafcutter john - the forest and the sea (2006)
> electro- folk- mixtur: variantenreich mit längen, 3,5/5

nina nastasia - on leaving (2006)
> intimes, eindrucksvolles werk, 4/5

thomas dybdahl - science (2006)
> intensiv, aufreibend, nah, verdammt, was mach ich bloß?, 4,5/5 (vorläufig)

blog - e - log (1)



nachdem ich eine gewisse affinität für die musik brasiliens nicht mehr ablegen kann, interessiert mich zunehmend auch mehr, was sich so auf dem südamerikanischen kontinent tut. da kommt der musikblog mira el péndulo gerade recht. er sucht erfolgreich die verquickung aus internationaler und heimischer indiewelt auf seiner seite unterzubringen. fast täglich kann man so einen neuzugang verzeichnen. die auswahl orientiert sich natürlich an den unmittelbaren vorlieben der blogmacher, aber sie zeichnet sich auch durch originalität und geschmack aus. dass die texte zumeist in spanisch sind, sollte auch den deutschen suchenden nicht abhalten, sich auf der seite umzusehen bzw. umzuhören. denn das abrufen der mp3´s verlangt nicht viel und einen nützlichen hinweis auf die homepage oder das myspace- profil des betreffenden künstlers gibt es immer. außerdem ist auch spanisch mittlerweile von internationalismen durchtränkt, was das verstehen oder aufschnappen wesentlicher aspekte ungemein erleichtert.
interessante vorstellungen aus november waren z.b. horowitz, the sterns, radio de outono oder auch die summer cats. neben links zu anderen guten blogs des kontinents und darüber hinaus, gibt es ansätze, spezialrubriken einzurichten, in denen bootlegs angeboten werden oder sich mit speziellen themen befasst wird, werden soll.
einziges manko ist derzeit eine schlecht leserliche weiße schrift auf hellgelbem grund. dies betrifft aber nur den linkbereich und nicht die umfassenden texte des blogs.
fundstücke:

Dienstag, November 14, 2006

ein (p)fund mp3 (1)

the crabapples - london belongs to me, pt 2
(handclaps? ahoi!)

sufjan stevens - that was the worst christmas ever!
(himmlisch? klar!)

the shins - know your onion!
(hach...! mmh?)

the arrogants - easy
(hobeln? schroten!)

zu gehör getragen (3)

beatsteaks - living targets (2002)
> wenn ich müde bin, wird es mich wecken, erheitern nicht, 2,5/5

david bowie - christiane f. wir kinder vom bahnhof zoo (1981)
> großartiger soundtrack zu klasse streifen, 4/5

steve wynn - sweetness and light (1997)
> der mann hat kaum etwas falsch gemacht, 4/5

genesis - selling england by the pound (1973)
> mach(t)werk aus dem besten jahrzehnt, 4,5/5

Montag, November 13, 2006

beste alben 2006, stand: mitte november

{1} heypenny – use these spoons
{2} flaming lips – at war with the mystics
{3} midlake – the trials of van occupanther
{4} boy omega – the black tango
{5} ali farka toure – savane
{6} neil young – living with war
{7} death ships – seeds of devastation
{8} pretty girls make graves – élan vital
{9} donald fagen – morph the cat
{10} blumfeld – verbotene früchte

konzert: bireli lagrene & gipsy project

bireli lagrene am 12.11.06 bei den gitarrentagen in bad aibling. ein genuß - sein gitarrenspiel. zauberei. geniestreiche in reihe. ich käme schnell ins fabulieren, wollte ich in worte fassen, was ich erleben durfte. vergessen all der alltagskram, versunken in einer wunderbaren welt. auf der bühne herrscht eine launige atmosphäre, der meister scherzt und lacht. dabei hat er tolle mitstreiter um sich versammelt: franck wolf, saxophone; hono winterstein, gitarre; diego imbert, kontrabaß. sie polierten stetig den brillianten lagrene.

Sonntag, November 12, 2006

zu gehör getragen (2)

joseph arthur - come to where i'm from (2000)
> passabler folkrock, auf dem label von p. gabriel, 3/5

jack waterson - whose dog? (1988)
> das mitglied von green on red mit einer netten studie, 3,5/5

blue mountain - dog days (1995)
> aufgeräumter rootsrock, 3/5

kevin ayers - still life with guitar (1992)
> eines seiner eher schlechteren alben, dennoch: 3/5

Samstag, November 11, 2006

zu gehör getragen (1)

the lemonheads - s/t (2006)
> dando in bestform, mehr braucht es manchmal nicht, 4/5

m. ward - post-war (2006)
> kommt nicht an den (die) vorgänger heran, 3,5/5

maximilian hecker - i'll be a virgin, i'll be a mountain (2006)
> für mädchen und solche jungs, die sich gern zu solchen mädchen gesellen, 2,5/5

castanets

"cathedral" 2004"first light´s freeze" 2005

voraussetzung für den kauf der tonträger war die verheißungsvolle kombination aus dem namen der band und dem des labels, das sie unter vertrag nahm. also ergab sich aus „castanets“ und „asthmatic kitty“ eine art verkaufszwang. was hatte ich erwartet? nichts wirklich konkretes, aber doch im mindesten klassischen pop, eher noch anorak- pop, feine melodien, handclaps usw. um hier zum eigentlich zurückzukehren – nämlich der beschreibung des inhalts - ist es an der zeit zu erklären, in welchem maße ich enttäuscht wurde. wenn es denn enttäuschung war? die ahnung, die sich nicht bestätigte, vielleicht auch der wunsch, der sich nicht erfüllte, muss noch nicht gram bedeuten. überrascht war ich. was mich in der mathematik am wenigsten interessiert hat, waren die zwischenschritte. ich wusste um den unmittelbaren zusammenhang zwischen aufgabenstellung und ergebnis. das genügte. wie oft war ich über die unterschiedlichen herangehensweisen verwundert, die schließlich doch zum selben schluß führten. wie oft wurde ich getadelt, dass ich mich auf verschlungeneren pfaden bewegte, mich der unbestreitbaren logik (des lehrers) entzog, um einsam meine runden zu drehen. wie oft hatte ich die zwischenrechnung nicht präsentabel auf einem extrablatt oder an den rand gekliert? wie entsteht musik, welches sind die zwischenschritte, die letztlich einen song ergeben? wie übt sich das, wie geriert es sich? wie bewegt sich das tier? wie geradlinig, wie störrisch? die castanets präsentieren mögliche formen des werdens musikalischer endergebnisse. sie lassen den hörer teilhaben an prozessen. sie offenbaren statt der aufgabenstellung und dem dazugehörigen ergebnis lediglich das blatt, auf dem sie ihre zwischenschritte berechneten. es ist jedoch nicht als solches überzeichnet, sondern wäre durchaus auch denkbar als eine art transkription, in der sich im wie das woher und wohin spiegelt. ist das 0:31-ig oder das 0:34-ig lange stück ein song, eine idee, ein wunsch, ein versuch, ein fragment? wie verhält es sich mit einem lied, das über drei minuten lang ist und in dem aufs intensivste probiert wird, ein instrument wie eine quietschende tür klingen zu lassen? ist der angeblich perfekte song nur eine überzeichnung seiner entstehung, eine täuschung des hörers? wird ihm nicht gerade das eigentliche, das mark vorenthalten? hatte der mathematik dozent nicht also doch recht? ohne darstellung der zwischenschritte bleibt auch das ergebnis wertlos, die kenntnis von der metamorphose ist unabdingbar. also titel als teile des ganzen und was möglicherweise als fertig, rund, geeint erscheint (die zwei scheiben sind davon nicht frei, eingängiges, vertrautes bereit zu halten), ist dennoch auch nur ein element, das notwendig ist zur erschließung des gesamtbildes.zu meiner überraschung gesellte sich also keine enttäuschung, sondern vielmehr das erinnern und die bejahung für die teilhabe. für die teilhabe am lebendigen, das nicht gezügelt, nicht geformt und gepresst sein kann, weil es sonst nicht mehr lebendig wäre. habt Ihr auch schon mal in Euren zwischenschritten den tintenkiller eingesetzt? was quasie die überhöhung des berechnenden wäre. die castanets bestimmt nicht, und dessen ungeachtet gewinnen die fließenden, berauschenden, die beeindruckenden momente die oberhand. während „cathedrals“ noch weicher, fassbarer wirkt, ist „first light´s freeze“ weniger leicht zu greifen. immer wieder entzieht sich das werk, ziert sich fast, als böte es das intime nur zögerlich. werden ist eine form unbeschreiblicher intimität. nehmen wir sie als solche wahr, blicken wir in die tiefe, in die unmittelbarkeit des seins. hört die castanets.
cathedral ****
first light´s freeze ****
That I Know To Have Changed in You [MP3, 3.6MB, 128kbps]
Three Days Four Nights [MP3, 5.6MB, 160kbps]
heute in berlin:
November 11, 2006Berlin - Germany - NBI
November 12, 2006
Nuernberg - Germany - K4