Dienstag, November 06, 2007

konzert: beach house / arbouretum, 05.11.07

gestern war ich verwirrt, heute bin ich manisch. letzteres weil ich zu wenig schlaf hatte in der vergangenen nacht, denn die herrschaften musiker starteten furchtbar spät ihre sets. summiert sei die verwirrung (im folgenden gegenstand der beschreibung) und der werte leser kann in etwa abschätzen, wie sich die karre gestern fast von selbst in den dreck fuhr.
am einlaß des orangehouses tummelten sich kurz vor 21:00 uhr wenige gestalten. entspannt die besucher, gestresst der kassenwart und seine adjutantin. karten gab es keine, dafür einen rosa stempel auf die flosse und ab. bis ca. 22:00 uhr tauchten noch weitere zehn people auf, so dass zu beginn der veranstaltung genau 41 anwesende gezählt werden konnten. wer auf die bühne kamen, waren dann beach house. im vorausgegangenen klogespräch unterhielt ich mich mit einem jungen mann, dem genau diese frage keine ruhe ließ: "wer beginnt?". für mich war klar, dass arbouretum die vorhut bilden würden, so war es allerorten ausgezeichnet. da mir beach house bis dato auch näher waren, erklärte ich mich mit dem konzept überhaupt einverstanden. es kam anders. männchen und weibchen, wohlgeordnet nach gitarre und keyboard, ließen keinen zweifel am programmpunkt und so widmete ich mich nach kurzer irritation dem vortrag der beiden aus baltimore. dieser stand von anfang an unter einem schlechten stern. einen großen anteil daran hatte der miese sound, der nach der hälfte des sets deutlich aufgebessert wurde, dank intensivster kommunikation mit dem tonchef. aber auch die schlechte laune victorias, vermutlich angesichts des spärlichen zuhöreraufkommens, verhinderte einen glanzvollen auftritt. der kontakt zum publikum begrenzte sich auf verhalltes gemurmel ("harrypotter-like") und halbsätze, die keinen rechten zusammenhang erkennen ließen. meine enttäuschung war zwischenzeitlich maßlos. die schönen songs vom sound zerklüftet, die angehimmelten künstler sichtlich entnervt (eine bereits lange tour liegt hinter ihnen, sie sprachen darüber hinaus von einem bereits lange währenden tag, der sie ermüdet habe) und die barriere zum auditorium. alex hatte sich eine kapuze über den schädel gestülpt und konzentrierte sich stark auf sein gitarrespiel, zwischen den songs verständigte er sich kurz mit madame und ward dann wieder "verschwunden". während dessen bearbeitete victoria ihr keyboard, dem nicht nur die lieblichen melodien entronnen, sondern auch die kläglichen rhythmen und garstigen samples. mein eindruck war gestört und ich bin nun in der reflexion vermutlich ungerecht. die tollen lieder des debutalbums wurden fast durch die bank vorgetragen und mit der erinnerung an ihr wunderbares wesen, ergriffen mich in einigen momenten auch "tokyo witch", "auburn and ivory" oder "house on the hill". abseits von soundproblemen, unter zuhörern in größerer anzahl möchte ich die beiden gern noch einmal sehen.
in der umbaupause erquickte die anwesenden eine john cash version light über die lautsprecher und verschaffte so zusätzliche erleichterung, als die jungs von arbouretum die bühne enterten. mit dem rhythmusgitarristen, einem jungspund, hatte ich mich vorab bereits unterhalten und erahnte einen ähnlich relaxten kollegenkreis. der bärtige basser, der milchgesichtige drummer und der verhangene frontmann ergänzten den grünschnabel und allesamt bratzten sie unvermittelt los. ihre elegischen gitarrenwände (!) lassen mich ihre studioalben verhöhnen. was die vier jungs am gestrigen abend unter die leute schoben, war mehr als ein stechbecken, hier wurden megatabletts dargeboten, auf denen man sich reichlich von den milden gaben nehmen durfte: melodien, gesangliche abenteuer, verschmitzte gitarrenschlenker, professionelle drummerarbeit und vieles mehr. ich labte mich. den arbouretumern war völlig egal, wie viele leute sie unterhalten durften, sie spielten, als würden sie für die wichtigsten menschen der welt rocken, als ginge es um den entscheidenden vertrag, um glück, um segen, um vergebung. der sound war bombastisch, der boden erbebte unter den elefantösen schritten dieses musikalischen riesens. wie sie ihre songs aufbauten, wie sie sie antrieben und rollen ließen, wie sie stoppten und beendeten, sagenhaft! dazu die leichte psychedelische note, das mitwippende publikum und die begrenzte lichterschau, mir wards heimelig. sicher, manche länge war auszuhalten, manch song glich dem vorherigen. aber an intensität und willen und freude und ehrlichem entertainment waren sie nicht zu übertreffen. alex und victoria von beach house mischten sich zum ende des sets unter die zum schuß vielleicht noch 25 anwesenden (es war bereits 00:30 uhr) und erfreuten sich an ihren headlinern. die haben sich die richtigen zutaten für ihre magische küche geholt: prog, hardrock, metal und von jedem das sahnehäubchen. danke! corey allender, daniel franz, david heumann, aram stith, danke! verwirrt angesichts der schwachen beach house-, entzückt angesichts der tollen arbouretum- leistung gings dann doch irgendwie ganz glücklich heim.

3 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Bei Konzerten ist man halt nie vor Überraschnugen gefeit, Eike!

Schade, daß Beach House enttäuschten, aber sowas kommt vor. Und die Beschreibung eines Klogesprächs ist wirklich kreativ, erstaunlich, daß Du selbst an diesem Örtchen noch kommunikaiv bist :-)

Wie immer ein höchst unterhaltsamer Bericht, weiter so!

E. hat gesagt…

wo, wenn nicht auf dem klo, gibts die wichtigsten infos? und wenn man niemanden zum quatschen hat, liest man, was vor einem auf die wand gekritzelt wurde.

Oliver Peel hat gesagt…

Stimmt, die Klosprüche waren das Unterhaltsamste an meinem Jura-Studium :-)