Mittwoch, April 30, 2008

konzert: alela diane, mariee sioux, 29.04.08

teil 1

wie kann man im fernen amerika, steigern wir es: an der westküste der usa, im staat kalifornien, im beschaulichen nevada-city ahnen, dass man im kleinflächigen deutschland, diesem kaum wahrnehmbaren, grün markierten fleck auf den verblassten europakarten, die seit jeher an den backsteinmauern der örtlichen highschool ein tristes dasein feiern, ikone ist, verehrt wird und gäbe es starschnitte, an den wänden von mittdreißigern hängen würde? wie sollte sowohl mariee sioux als auch alela diane darauf kommen, dass man in münchen, der hauptstadt des bierernstes und der ausgezuzelten weißwurst sehnlichst erwartet, herzlich begrüßt und gefeiert wird?
die frage ließe sich vermeiden, griffe man zurück auf den hype um die artic monkeys, die als erstes geschoss aller umtriebigen blogger zunächst durch die leitungen des internets gejagt wurden, um später als unterschriftsreifer, zukunftabsichernder vertrag auf den schreibtischen großer plattenbosse zu landen. wer wollte, konnte die beiden mädchen aus übersee kennen.

der club "rote sonne" liegt unverschämt zentral, in italien wäre es der haupt-, in der stadt mit herz ist es ein nebenschauplatz mit großem namen. unter den arkaden wähnt man straßen. wäre nicht alles umwachsen und zögen nicht gewaltige bauten, denkmäler und ausstaffierte menschen und autos alle blicke auf sich, könnte man glauben, auf dem maximiliansplatz schlägt das herz der millionenstadt. dabei geht es hier beschaulich zu und man kann nur hoffen, so man ortsfremd ist und sich auf der suche nach der fröhlich benannten location befindet, dass an solch geschmückten gestaden tatsächlich ein gemeiner veranstaltungsort gestrandet ist. etwas zwischen die gebäude gezwungen, lädt die "rote sonne" mit geöffneter tür ein. der gedrungene club verschließt sich sogleich mit schwarz gefärbten wänden und einem schlauchförmigen, gedehnt angelegten raummaß. zurechtgefunden, greift man nach bier und cola, begibt sich auf die startplätze. denn die bühne liegt mittig und bietet in der front nur wenigen zuhörern platz, der rest muss sich links und rechts drapieren. die masse, wir sprechen von ca. 150 menschen, ist in bewegung, zögerlich, aber konzentriert, offensichtlich teilnahmslosen schrittes und dennoch zielorientiert, ersucht man günstige standorte, passable blickwinkel.

pünktlich, 21:30 uhr entert ein kerl mit gitarre die bühne, alle rücken zusammen, viele schauen verwundert, ich am meisten. ohne große gesten, lediglich mit dem hinweis auf seine zweisprachigkeit beginnt derek singleton sein set. leider unangekündigt, nirgends ein hinweis auf einen zusätzlichen act. mein aufgeregtsein nimmt ungeahnte ausmaße an, es steigert sich zur panik im glauben, in der falschen veranstaltung gelandet zu sein. es folgen ein blick auf die karte, das datum und der vergleich mit aktuellen kalendarien. leise beruhigung. später stellt sich heraus, dass singleton teil der fünfjahresfeier des münchener resonanz labels ist, die vor ort gefeiert wird und deren gäste auch die zwei jungen damen aus amerika sind. singleton ist nervös, gibt zu, dass er sich ebenso auf sioux und diane freut, und reißt in gut einer alben stunde anständig sechs oder sieben songs herunter. singer/songwriter, ein upbeat am ende, mittelmaß bestenfalls, rahmenbildend ok und solange showelemente ausbleiben mit zuversicht für kommendes. aber wir wollten keine älteren herren sehen! singleton tritt ab und kurzzeitig stille ein. ein neuerliches warten beginnt...

es folgen: staubige fotos, lückenbehaftete setlist und eine menge mehr worte!

19 Kommentare:

teller knete hat gesagt…

Mensch, Du machst es ja spannend Eike! Werde auch schon ganz aufgeregt.

Oliver Peel hat gesagt…

Die Einleitung ist schon einmal spannend und gewohnt gekonnt und blumig geschrieben. Da lernt man ja noch was über München. Ist das wirklich die Stadt des Bierernstes? Sehen das die ausländischen Besucher des Oktoberfestes auch so?

Und warum staubige Fotos? Ich dachte für die Gelegenheit hättest Du Dir mal eine anständige kleine Kamera zugelegt...

E. hat gesagt…

mit "bierernst" und münchen verbinde ich das vertrauen in tradition und bewährtes, das berufen auf das reinheitsgebot und dass es sich beim bayerischen bier um das beste handelt. all dies wird in diesem bundesland mit einem gewissen ernst verhandelt. nee, verhandelt wird nicht, besprochen. und ja, auch auf derra wies'n!
staubige fotos? ja, mei, weils immer noch nicht zu wackelfreien aufnahmen gelangt hat, so a g'schiss!

Oliver Peel hat gesagt…

Meine französische Frau liebt Bayern. Sie war gerade erst seit kurzem in Deutschland, sprach noch nicht viel, wollte aber immer "Der Bulle von Bad Tölz" schauen und ich mußte übersetzen.

Sie betont immer ganz stolz, daß ich doch auch halber Bayer sei (Vater Würzburger, you know?), aber ich sage ihr dann immer, daß die Franken nicht wirklich als Bayern anerkannt werden. Vielleicht gehört das auch zum bayrischen Bierernst?

Oliver Peel hat gesagt…

Ich muß hier auch einmal ein Wort zu den Arctic Monkeys sagen. Man liest immer und überall, daß die ihren Erfolg, dem Internet, Myspace, den Bloggern, etc. schulden. Das halte ich für Unsinn, die sind gut und hätten das auch ohne das Internet geschafft, genau wie in den 90ern Oasis, Blur und die Charlatans. Und Domino ist auch kein Label von großen Plattenbossen, deren Chef ist ein cooler Typ. Außerdem hat Domino selbst mit Topkünstlern wie Pavement, Elliott Smith und anderen jahrelang Verluste eingefahren, da ist es völlig in Ordnung, wenn mit Franz Ferdinand und den Artic Monkeys mal ein bißchen Kohle rangeschafft wird.

Und auch Alela und Mariee wären früher oder später bekannt geworden. Die Bedeutung des Internets wird maßlos überschätzt, als wären vorher nicht junge Bands auch schnell hochgekommen. Die Libertines, Hives, White Stripes, Strokes etc. brauchten alle damals nicht die Hilfe von MySpace und wurden trotzdem ruckzuck bekannt.

E. hat gesagt…

die bedeutung des internets als multiplikator darf man nicht unterschätzen. wenngleich die geschichte um die monkeys eine liebgewordene mär ist (sein könnte), so zeigt sie dennoch deutlich auf, dass das ensemble zeitung, tv, radio einen neuen partner gewonnen hat. die geschwindigkeit, in der sich informationen verbreiten, ist enorm. wer auf blogs unterwegs ist, weiß das. innerhalb weniger stunden kann man auf der ganzen welt von einer unbekannten "größe" lesen.

Oliver Peel hat gesagt…

Natürlich hat das Internet eine wichtige Bedeutung für die Musikszene, keine Frage. Bloß darf man den tatsächlichen Einfluß auf die Hörer, die Fans, die Konzertgänger nicht überschätzen. Wenn man innerhalb weniger Stunden von einer unbekannten Größe lesen kann, heißt das nicht, daß dieser "entdeckte" Künstler davon 1:1 profitiert, weil man zur gleichen Zeit über unendlich viele andere neue angebliche Riesentalente liest. Der informationsüberschuß sorgt dafür, daß nicht mehr so viel hängen bleibt. Wie oft habe ich feststellen müssen, daß Gruppen die über 100.000 und noch viel mehr Profilaufrufe bei MySpace erzielen, vor gähnend leeren Rängen in winzigen Clubs spielen. Wo waren ihre 20.000 virtuellen Freunde, frage ich mich dann?

E. hat gesagt…

daran kann ich mich nicht orientieren. allein die tatsache, wie freundschaften auf myspace entstehen und gepflegt werden, legt nahe, daraus keine schlußfolgerungen zu ziehen.

und klar wird gefiltert, und es bleiben jene hängen, die lauter schreien, präsenter oder gar besser sind.

ein phänomen wie die artic monkeys oder auch tapes 'n tapes wird es nicht alle naselang geben.

und auch die von dir angeführten bands haben enorm vom internet und seinen kommunikationsformen, -foren profitiert.

es ist alles anders, es ist alles gleich.

Oliver Peel hat gesagt…

Es ist alles anders, es ist alles gleich. Ein kluger Satz, auf den wir uns sehr gerne einigen können.

Wo findet man eigentlich unsere Blogs? Und wie haben wir uns kennenglernt? - Im Internet! Eine feine Sache dieses Medium!!!

Oliver Peel hat gesagt…

Ich denke gerade noch einmal an Tapes 'n Tapes. Die wären ein sehr gutes Beispiel dafür, wie schnell ein Hype im Netz in der Realität verpufft. Die haben nämlich vor circa. 2 Monaten in der Pariser Flèche d'or gespielt. Interessiert hat das nur sehr wenige, obwohl der Laden gratis ist. Auch ich war nicht dabei, hatte irgend etwas anderes und der Termin hat sich auch nicht richtig rumgesprochen. Wo haben die Jungs denn da enorm vom Internet profitiert? Wahrscheinlich hat ihnen die Sache sogar eher geschadet, weil sie schnell als MySpace Phänomen abgestempelt wurden, obwohl ihre Musik wirklich gut ist. Zum ersten Mal gelesen von der Band hatte ich ohnehin in der Printausgabe des NME.

Die Internetseite von den Artic Monkeys habe ich nie besucht, bekannt geworden sind sie mir durch ein Video bei MTV Two,ein Sender der durchgängig Clips von Independent Bands ausstrahlt. Da lerne ich fast alle neuen englischen Bands kennen. Die Bedeutung des Fernsehens als nach wie vor wichtigtes Medium wird unterschätzt. Wenn da irgendein talentloser Mensch in das Halbfinale einer Casting Show kommt, verkauft er automatisch 100 000 Platten. Wieviele CDs haben Tapes 'n Tapes denn von ihrem Erstling außerhalb von England abgesetzt? Wenn es In Deutschland 10 000 wären, würde mich das überraschen. Eine Band wie Art Brut hat in Frankreich von der ersten CD gerade einmal 5000 Einheiten verkauft, das nur einmal als Beispiel.

E. hat gesagt…

da denkt man, der kerl lenkt endlich ein...
... und dazu ist er noch mörderisch offtopic...

lieber oliver, mich interessieren solche realitäten nicht. tapes 'n tapes hatten mit ihrem erstling, der gnadenlos gut ist, erfolg. und wenn erfolg nur bedeutet, dass sie eine plattenfirma für sich gewinnen konnten, dass sie dadurch die möglichkeit bekamen, eine zweite platte aufzunehmen und dass sie vom debut überhaupt einheiten losgeworden sind. ohne das internet wäre es nicht so weit gekommen. dass sie deshalb noch lange keine clubs füllen, ist alles andere als konsequent, da hast du recht.
aber der alternativen gibt es wahrlich viele. wir wissen das.

Oliver Peel hat gesagt…

Verstehe ich nicht. Da das Debüt gut war, wie Du schon richtig sagst, hätten sie auch ohne das Internet eine Plattenfirma gewonnen. Vor der Internetära gab es auch Plattenverträge und zwar höher dotierte. Und die Künstler wurden auch mehr Einheiten los. Ich sehe wirklich nicht, wo eine Band wie Tapes 'n Tapes vom Netz profitiert hat.

E. hat gesagt…

vor dem internet gab es gar keine plattenverträge, wovon redest du?!

ich meine, dass das internet ein verstärker ist. und eben von dieser funktion hat auch tapes 'n tapes profitiert. das echo auf ein paar gute songs kann man eben mit zu den labelbossen nehmen.

menno!

Oliver Peel hat gesagt…

Du sagtest es in Deinem vorletzten Kommentar schon richtig: Dich interessieren solche Realitäten nicht. Aber das ist ja gerade das Problem. Wir Blogger glauben, daß die Schaumschägerei, die wir betreiben, den Bands helfen würden. Schön wäre das ja. Aber für die Bands gelten noch die gleichen Grundsätze wie vor 20 Jahren. Wie viele Alben habe ich verkauft? Wie viele Konzerttickets gingen weg? Das Internet hat diese Gesetzmäßigkeiten keineswegs auf den Kopf gestellt. Durch die Flut der illegalen Downloads werden wesentlich weniger Alben verkauft, die Umsätze durch legale Downloads sind nach wie vor nicht sehr erheblich. Also bleibt für die Bands - und auf die kommt es mir an - unterm Strich weniger übrig als vorher.
Und die Gratismentalität, die im Internet herrscht, sorgt dafür, daß inzwischen auch viele Konzerte gratis stattfinden. Ein bedenklicher Trend. Die Zeche zahlen die Künstler, sie werden z.B. in der Flèche d'or für ihre halbstündigen Auftritte fast gar nicht mehr bezahlt. Dafür sorgen Klauseln, die besagen, daß ein halbstündiger Auftritt nur ein sogenannter Showcase ist und kein "richtiges" Konzert. Also gibt es kaum Knete. Und der Konzertbesucher guckt auch in die Röhre, wem reichen schließlich schon solche Kurzauftritte seiner Lieblingskünstler?

Und die von Dir beschriebene "Verstärkerfunktion" des Internets gibt es in der Tat, sie ist aber nur ein gewisser Ausgleich für zuvor erlittene Schäden.

Letzlich gilt nach wie vor: Wieviele Leute sind bereit, für ein Album Geld zu bezahlen? Wieviele sind bereit, für ein Konzertticket hinzublättern? Das sind nicht mehr als in der Vorinternetära, eher weniger. Die Schnorrermentalität breitet sich immer weiter aus, zu Lasten der Musiker. Unzählige Künstler haben mir schon ihr Leid geklagt und sie haben Recht. Die meisten Leute kommen aus ihren Löchern gekrochen, stauben Gratis MP3s ab und mogeln sich auf die Gästeliste bei Konzerten.

Wenn es Bands schaffen Erfolg zu haben, dann trotz des Internets und nicht wegen des Internets. Tapes 'n Tapes wären in den 80ern wesentlich erfolgreicher gewesen. Da haben nämlich unglaublich schlechte Bands Plattenverträge bekommen und durften einem miserablem ersten auch noch ein zweites und drittes folgen lassen. So!

E. hat gesagt…

wenn es bands schaffen, erfolg zu haben, dann u.a. auch wegen des internets. weil es publik macht, was sonst verborgen geblieben wäre.

tapes 'n tapes hätten in den achtzigern kein album herausgebracht, weil sie keinem label aufgefallen wären, weil ihr demotape im nächsten papierkorb gelandet wäre.

versteh mich nicht falsch. ich seh meine bloggerei lediglich als persönliche archivierungsfunktion, ich sammele quasi meine funde, um sie schneller zur hand zu haben.
wenn andere davon profitieren, ist das doch ok. die zur verfügung gestellten mp3s sind zumeist entweder von den künstlern oder ihren labels legalisierte files, also autorisierte appetizer. und wenn nur ein bruchteil davon seinen job tut, nämlich aufmerksam, neugierig zu machen, um in der folge auch zum erwerb eines albums beizutragen, na dann klasse.

für 2007 sind die zahlen der musikindustrie nicht so schlecht. rund 40% umsatzsteigerung bei den digitalen verkäufen, geringer verlust im physischen tonträgerbereich. das kann sich sehen lassen.

es wird nicht nur gestohlen, illegal gedownloaded, geteert, gefedert und gebrandschatzt!

ach, und das klagen der bands ist doch ein klagen auf hohem niveau. sicher geht es den indiekapellen nicht so gut und sie müssen sparen und sich durchringen. dafür sind es junge geister, denen solch ein leben gut zu gesicht steht. kunst ist es zu tun.
qualität wird sich auf die eine oder andere weise durchsetzen, dann setzt es auch auf dem konto nach.
außerdem habe ich auf konzerten grundsätzlich satt bezahlt, kein konzert, das es kostenlos gab, in erinnerung. die preise sind gesalzen, die cd-, überhaupt die merchandisingpreise enorm.

Oliver Peel hat gesagt…

Meine Güte jetzt fühlst Du Dich persönlich angegriffen, das war doch in keiner Weise beabsichtigt. Ich habe lediglich energisch dem ständig aufgetischten Märchen widersprochen, daß Bands von dem Internet enorm profitieren, ja quasi erst durchs Internet "gemacht" worden sind. Als wäre sonst nichts aus ihnen geworden. Das ist doch grober Unfug.Die Arctic Monkey hätten die Blogger und MySpace nicht gebraucht, Oasis waren Anfang der 90 er auch nicht darauf angewiesen, genausowenig wie Nirvana. Gab es je einen größeren Hype? Nirvana haben zig Millionen Alben verkauft, ohne die Bloggerei, ohne das Netz. Das ist eine Tatsache!

Und warum hätten Tapes 'n Tapes denn in den 80ern keinen Plattenvertrag bekommen? Samantha Fox, Sabrina und CC Catch hatten Plattenverträge!!! Wären Tapes 'n Tapes etwa zu gut gewesen für die damalige Zeit? Nicht nachvollziebar für mich, was Du da behauptest.

Auch der letzte Abschnitt nicht. CDs sind nicht zu teuer. Den Künstlern bliebt pro CD ein Euro übrig. Die meisten CDs kosten nicht viel mehr als 10-15 €. Damit sind sie nur unwesentlich teurer als Downloads, die in der Regel nach wie vor bei i-tunes 9,90 € kosten. Somit komme ich zum Eergebnis, daß die legalen Downloads zu teuer sind, nicht die CDs. Die Plattenfirmen bedrängen aber Apple schon lange, höhere Preise durchzusetzen.

Wenn bei den legalen Downloads ein Anstieg von 40 % erzielt wird, klingt das viel, verdeckt aber, daß man von einem sehr niedrigen Niveau kommt. Der Anteil der legalen an allen Downloads dürfte höchstens 15 % betragen, wenn überhaupt. Verbleiben also noch 85 % an nicht bezahlten Downloads.

CDs werden kaum verkauft, die Franzosen von Nelson, über die ich schon mindestens 3 mal sehr wohlwollend berichtet habe und auch bei plattenvorgericht vorgestellt habe, haben in Deutschland noch nicht einmal 400 CDs abgesetzt. Wo ist denn da der Hype des Internets? Das Album ist offiziell 2007 erschienen, war sogar im Musikexpress und anderen Printmedien. Wie sollen die Bands davon existieren, die sind zu fünft?! Wo ist denn da das Jammern auf hohem Niveau, bitte schön? Sollen die Gruppen etwa den ganzen Tag arbeiten gehen und abends totmüde Konzerte geben? Jammern auf hohem Niveau gibt es aber schon, aber eher bei den großen Majors, die sich zu lange bereichert haben, das stimmt. Da hält sich mein Mitgefühl in der Tat in Grenzen. Und gesalzene Konzertpreise? Ja, bei solchen Typen wie Nick Cave. 60 Euro für einen beschisssenen Platz, in der Tat gesalzen. Warum macht es der Typ nicht günstiger, der müßte doch genug Kohle rangeschafft haben? Genauso Neil Young, was sind denn das für Preise bei ihm? Kein Wunder, daß da nur alte Knacker sitzen!

Es müßte umgekehrt sein, die jungen Bands müßten höhere Preise verlangen können als die alten Dinos.

Und ja die jungen Leute sollen Kunst schaffen. Schön und gut, sie sollen aber auch von ihrer Kunst leben können, finde ich zumindest. Außerdem sind Kunst und Kommerz durchaus miteinander vereinbar. Ich gehe sogar noch weiter, ohne Kommerz wäre die Kunst armselig. Vergleiche mal die lettischen Impressionisten mit den französischen. Kein Vergleich!

So, genug gestritten.

Und um Gottes Willen, fühle Dich doch nicht persönlich angegriffen von meinem Getöse! Natürlich ist das Bereitstellen von MP3s nichts Schlechtes, im Gegenteil! Das kritisiere ich doch überhaupt nicht.

Ich bezweifle bloß, daß es den Bands etwas bringt, genausowenig wie ihnen ihre MySpace Seiten viel bringen. Erfolg mißt sich für die Bands in klingender Münze und nicht in Profilaufrufen oder You Tube Videoansichten. Damals, heute und in hundert Jahren auch. Von Kritikerlob und einem wohlwollenden Bloggervölkchen können Gruppen nicht existieren!

E. hat gesagt…

nein, persönliche betroffenheit kenne ich in dem fall nicht.
warum auch? lies mal den kommentar im post von neue töne (297), der recht gut wiederspiegelt, worum es mir geht. ob der user kauft oder zu einem konzert geht?

was meinst du, warum so viele konzerte stattfinden, warum künstler zum teil zweimal im jahr die selben städte anfahren?
es lohnt! die decemberists haben in 2007 jeweils die stattliche muffathalle voll bekommen.
und das hat u.a. damit zu tun, dass die leute gut informiert sind. und nicht weil sie eine tageszeitung lesen, nicht weil sie die bands über musikfernsehen präsentiert bekommen und kaum weil sie im radio von ihnen hörten.
sie haben im internet darüber gelesen, sich vorab einen höreindruck verschafft. das ist doch begrüßenswert.

ich verstehe deine position und sehe das auch sehr ambivalent. aber ganz so einseitig eben nicht.
ich nenne dir zwei weitere beispiele für erfolgsgeschichten über das internet.
bon iver. justin vernon hat sein album zunächst im selfrelease herausgebracht. potenz erfuhr es über die verbreitung im netz. zum teil wurde es illegal weitergegeben (nicht gut, nein). aber dieses vorgehen schaffte aufmerksamkeit und es wurde über "for emma, forever ago" zigfach berichtet. mit jagjaguwar kam schließlich eine plattenfirma auf ihn zu. ein neuerlicher release war die folge.
ohne internet wäre es zu diesem deal nicht gekommen.
auch bei alela diane sehe ich parallelen.

wenn alela und mariee für nen zehner auftreten, blutet auch mir das herz. es wäre mir sicher mehr wert gewesen. einem ausgleich im preisniveau zwischen großen acts und weniger bekannten künstlern würde ich zustimmen.

so, jetzt lege ich paris motel ein. :-)

Oliver Peel hat gesagt…

Ich habe da im Eifer des Gefechts zu viel Schärfe in dieses Wortduell reingelegt und bin zu krawallig geworden. Ich hoffe, ich habe Dich nicht persönlich verletzt, das würde mir sehr Leid tun war keineswegs beabsichtigt.

Und letzlich sind wir in der Sache auch gar nicht so weit voneinander entfernt.

E. hat gesagt…

kein problem, oliver.