Donnerstag, März 26, 2009

neue töne (561): hlynur gudjonsson

der, der da skeptisch-verträumt richtung, ja richtung was eigentlich? - lugt, das ist hlynur gudjonsson. auf diesem ankündigungsplakat fasst sich wesentliches zusammen, so dass sein aushang nicht nur sinn macht, sondern auch erstaunlich arbeitserleichternd ist. ganz ohne weitere wort geht es natürlich nicht. was erklärt sich schon von allein?
zunächst: die aufgeführten daten sind allesamt in 2009, also offeriert sich hier eine kleine tour, die man besuchen kann und mag, vor allem dann, wenn nachfolgend der werte leser auf den geschmack gebracht werden konnte.
fangen wir am oberen rand des plakates an. gold and silver recordings ist ein von hlynur persönlich ins leben gerufenes unternehmen, auf dem zunächst ende des letzten jahres ein von ihm eingespieltes, neun track umfassendes livedokument erschien: "live at folk art now". ihm folgte jüngst eine kollaboration zwischen dem labeleigner und dem in amerika lebenden israeli itai faierman: die split ep enhält sechs beweise (jeweils drei pro künstler) zugleich modernen als auch traditionsbewussten songwritings. da die beiden herren auf recht unterschiedliche weise worte vertonen, bietet sich ein abwechslungsreiches, ja spannendes produkt.
mit "sad-folk, acoustic, blues" - wir bewegen uns auf dem plakat weiter nach unten - umschreibt die obige konzertwerbung die stile, derer sich hlynur bedient. auf die gitarre beschränkt agiert der junge mann dennoch in der weite. seine zum teil magisch klingende stimme ergiesst sich in den niederungen ("sad") und bemüht sich an den steigungen, seinem herrn auch in den seltenen freudigen momenten zu dienen. das organ kehlig, etwas verhangen, und wollte man vor dem spiegel selbst versuchen, es ihm nachzutun, käme vermeintlich nur wüstes grimassieren heraus. ein leichtes vibrato steuert maßgeblich den klang auf kurs. manchmal erinnert er an veljanov von deine lakaien. etwas artifizielles haftet dem also an, das aber nie beängstigend wirkt. oder gar überzogen. im gegenteil spürt man eine tiefe verbundenheit mit dem songmaterial und der suche, ihr unnachgiebig, konsequent ausdruck zu verleihen. die innere konnation stimmt mit dem äußeren bild trefflich überein.
sodann bietet uns das poster ein abbild dieses ungläubig schauenden musikers. hlynur gudjonsson ist noch jung und hat dennoch bereits einige eckdaten in seiner vita. im märz des letzten jahres löste sich seine band "the gudjonssons" auf, hlynur oder uli, wie ihn gute bekannte nennen, schnaufte kurz durch und startete darauf hin seine solokarriere. haruko, seine damalige partnerin, ließ er aber nicht zurück, sondern tritt nach wie vor, besser hin und wieder gemeinsam mit ihr auf und reserviert ihr wohl auch ein plätzchen auf gold and silver recordings.
das plakat findet schließlich, nach hinweisen auf lohnenswerte webseiten und einem d. deter-zitat, seinen abschluss in den daten der kommenden kleinen tour gudjonssons.
wer sich ihm dort überlässt, schließt die augen und befindet sich alsbald auf dem weg zu neuen ufern. denn sein gitarrenspiel gleicht einem leichten boot in geworfener see, es passt sich an, nimmt die bewegungen auf und folgt unbeirrt den vorgaben. folgen auch wir den schwermütigen lyriks mutig, da sie doch nie eine kehrtwende beschwören.
hlynur gudjonsson - berlin blues
hlynur gudjonsson - reality
hlynur gudjonsson - the old lone moon

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