Sonntag, Juni 14, 2009

the early judgement (29): deer tick

mit "war elephant" hatten john mccauley und co. einen meilenstein im countryrock genannten genre gesetzt. einst auf feow! records herausgekommen (label von jana hunter), nahm sich partisan records seiner an, um einer weltweiteren verbreitung auf die sprünge zu helfen. was gelang. nun ist selbiger verein verantwortlich, um das neue werk von deer tick unter die menschen zu bringen. "born on flag day" (23.06.) ist nicht weniger treu einem genre, das sich seit jahrzehnten großer beliebtheit erfreut, auch außerhalb der grenzen des grenzenlosen amerika gilt americana bzw. alt. country etwas.
und so war in den letzten jahren vielfach die rede von den hobos und umtriebigen, siehe bon iver, von den verrückten und ausgeflippten, siehe o'death oder den gewaltlosen radaubrüdern und feiernden, siehe the felice brothers. eine schnittmenge, schließlich eine lesart aus den genannten sind deer tick. hier trifft sich das rauchig-kehlige des kneipenjargons und der großen schlücke an whiskey oder met, das geschliffene, vielfach geprobte des dauerauftritts, das multinstrumentale des auf sich geworfenen und das heulen des verwaisten, in not geratenen. abgerundet durch die liebe zum leben, zum gemeinsinn.
während "war elephant" konsequenter auf den rockfaktor setzte, mehr galoppierte statt im schritt voran zu zuckeln, nimmt sich "born on flag day" etwas mehr zeit und gewinnt meter, in dem es den gäulen zwar die sporen, aber immer wieder auch zeit zum wasser saufen gibt.
während sich auf "war elephant" hitverdächtige runner finden, allein die ersten vier tracks sind locker dazu zu zählen, und sie drängen sich unmittelbar auf, hebt der neuling zu mehr gelassenheit an.
wenn in "little white lies" die slide jault, glaubt man seinen ohren nicht zu trauen. mccauley als crooner, eigentlich unvorstellbar. und doch, es funktioniert. er schiebt die tracks wie ein geistesabwesender barkeeper den bierkrug auf ungescheuertem grund über den tresen. betriebsamkeit sieht anders aus. doch der täuschung sollte man nicht aufsitzen. süffig werden in "smith hill" die stimmen erhoben und die gitarren knarren unversonnen. nur der walzerrhythmus beweist nibelungentreue zum stil, zur heimatlichen ausrichtung des vierers aus rhode island. strebsam, ja, wie jungs, die bemüht sind der referendarin zu gefallen. zumeist gelingt das ja mit geputztem lächeln.
ganz so weit gehen deer tick nicht. in "song about a man" zücken sie ganz eigennützig eine mundharmonika und jodeln lagerfeuer like und ganz und gar nicht im sinne des aktuellen rolling stone, der wissen will, dass fotzenhobel nicht zeitgemäß sind. seis drum. hier passt es. ebenso wie das launige gitarrensolo in "straight into a storm". wie sich überhaupt spielfreude zeigt, manches wesentlich frischer und spontaner klingt als auf dem vorgängeralbum. liegt vielleicht daran, dass mit andy tobiassen, dennis ryan und chris ryan drei neue mannen an bord sind, die aus der vornehmlichen ego-, sprich mccauleyeschen, eine bandperspektive kreierten. das geht gar so weit, dass der kauzige bursche das mikro teilt. "friday xiii" wird so zu einem der stärksten tracks auf dem album. liz isenberg unterstützt den dennoch uneingeschränkten frontmann und die beiden erinnern ungemein an op8.
das album hat identität, die sich aus den alten und immer wieder neuen geschichten speist, die mccauley mit einer stimme vorzutragen weiß, die an originalität kaum zu übertreffen ist. die hinwendung zu countryeskem aufspiel mag nicht jedem gefallen, aber die verschiedenen gezündeten feuer bieten vielfach platz zum ausruhen, anlehnen und träumen. vorerst ein guter ***1/2.
deer tick - easy

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