Dienstag, November 10, 2009

samara lubelski - future slip (2009)

„future slip“ beginnt, wie „parallel suns“, der vorgänger, geendet hat. so verwandt ist der schwung von „culture king `66“, dass man die melodie unvermittelt mitsingen will. nur der dreher nach den noten sechs und sieben ist neu und nimmt einen abschwung, der das vertraute in etwas neues verwandelt. und dabei ist das „sich-zu-eigen-machen“ die leichteste übung, hat man sich erst einmal mit dem output von samara lubelski auseinander gesetzt. alles schmiegt sich an, alles fügt sich, selbst im singsang wird die stimme gesenkt, um irritation zu vermeiden. demutsvoll sirrt der bass und alles, was sich für rhythmus und orientierung verantwortlich fühlt, bleibt besonnen und wirft nie fadenscheinig auf. samara offeriert sich in persona vs. instruments als gleiche unter gleichen. immer an ihrer seite die elektrische, die sich der melodie annimmt. verhuscht und angehaucht das klangbild, wie der blick durch schneeflocken besetzte scheiben. zur perfektion getrieben.
ein konzept verwirklicht und bewahrt. nur. bei „future slip“ wurde die fee nicht gerufen oder sie wurde gar vergrätzt und konnte ihr zauberstäblein nicht über das eingeschworene tonale werk schweben lassen, um es mit goldstaub zu benetzen, um ihm den schimmer zu verleihen, der einst „parallel suns“ zu voller blüte brachte, sonnig gleißend erstrahlen ließ. auf diesem neuen tonträger sind ideen rar und nicht ausgeprägt genug, um sich zu verhangen. der mut ist vor lauter beiläufigkeit kaum wahrnehmbar und die perlen schwerer zu finden, als jene unter korallen am meeresgrund. wo ist das wabern und schwerelose sein von „have you see the colors“, das freundlich putzig forsche von „tasting the candy“, die erratische orgel von „meeting of the sun“, das penibel adeptische von „snowy meadows II“? was auf „parallel suns“ einer gewissen dringlichkeit ausgesetzt ist, wirkt auf „future slip“ verhuscht und muss sich den vorwurf zersetzender verschwurbeltheit gefallen lassen. ist der opener noch eine art reminiszenz an die vergangene grosstat, streift „empire’s dream“ nur die erinnerung daran. „the evolution flow“ wirkt mit irriger, versteckter orgel, „future hold“ dagegen zwingt eine banale musikalische thematik in die knie, in „headships down“ wird der psychgott beschworen, aber kein gehör gefunden. erst „the trip is out“ entwirft eine neue, klare vision, hier wird der titel zum programm. mitsamt schweifender orgel und weiblichem backgroundgesang ein stück ermutigung. die umgehend nahrungszufuhr erfährt, denn das trippelnd manische „new age slip“ kontert das zähe und unfertige der ersten albumshälfte. mit rechtfertigungsfreiem mäandern und strömen. in freundlichkeit folgt "silver hair", "walking in the waves" in fast schon esoterischer beiläufigkeit, wenn nicht die drums barmten. abschließend "field in mine", das vielleicht stärkste stück, weil geschlossenen und energisch, weil zentriert, fuzzy und aerodynamisch verschlankt.
samara setzte an, aber hob nicht ab. nichtsdestotrotz ist ihr ein sehr gutes album gelungen, das von der majestätischen extravaganz seiner hauptakteurin lebt. vom kollektiven stillstand. und wieder von samara und immer wieder von samara lubelski. der frau mit dem elastischen organ. mit der wendigen gitarre. leben. von samara. samara.

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