Montag, April 18, 2011

wooden peak - lumen (2011)


wer in den genuss kommen sollte, und wir reden (noch) nicht vom tonalen, sondern lediglich vom haptischen vergnügen, den tonträger "lumen" sein eigen zu nennen, dem sei zuvorderst empfohlen, sich vornehmlich und ohne jegliche musikalische behinderung mit dem artwork zu beschäftigen. diese ziselierte optische wohltat kann nicht ausreichend gewürdigt sein. allein die fein gestrichene figurine, die eine art baum symbolisiert, und sich formentreu mit detailverschiebungen wie ein signal immer wieder neu erfindet, ist ein augenschmaus und gibt auch als kleinformatiges plakat, dem klappgewaltigen digipack beigelegt, einiges her. nicht zuletzt setzt sie die musikalischen ergüsse perfekt ins bild.

die verwurzelung angedeutet, als gäbe es nichts, was sich nicht selbst erfinden ließe, als lägen dem lebenspendenden regen, den tragenden ideen nur die eigenen wasser zugrunde. den elektroakustischen traditionen nicht gänzlich abhold, suchen jonas wolter und sebastian bode nach eigenen adern, um förderliches nass zu schöpfen. die strukturelle feinheit, das atmosphärische massnehmen aus löcher stopfen und innehalten, kreiert ein schaubild der transparenz, unter dem die flinken notengebilde szenerien formen.

flink bestelltes gespinst, in dem sich wundernd überraschungen wiederfinden, abgebaut und zu wollkugeln geformt, die mit einem propeller versehen zu wurfgelegenheiten werden. aus dem hin und her kann schnell ein für und wider werden, wenn die akustische tragfähigkeit suggeriert, wohingegen das schlagwerk jeglicher stabilität trotzend dem herzrasen ein denkmal setzt. andererseits, und die unvermittelbarkeit von stringenz und dem mangel eines ordnungsprinzips gehen den autoren an, flirrt die sechssaitige unter sich brüstender fußorgel wie ein kolibri in der geschlossenen hand, nebst einem perkussiven rettungsversuch in sachen fundamentierung.

durchbrüche ins angedeute erdreich, setzlinge ohne reihung, eine lichtung, täuschungen vorbehalten, doch ein stamm, in dem sich die kräfte sammeln. konzentriertes wachstum bis auf halbem weg anlauf genommen werden muss, um eine schnecke zu denken, die fühler wirft, an deren enden blätter wachsen, die lieder werden. kraftvoll, farbdurchsetzt, soundverwoben und dicht, oder wie ein netz geworfen sprunghaft, löchrig und doch vertäut. wooden peak gelingt mit "lumen" eine ungemeine schönheit, die dich nicht mit gesetzmäßigkeiten befriedigt, sondern dem klang- und sangesabenteuer raum bereitet, so dass gewohnheit gebrochen und zugleich ein neues hörbewußtsein geschult wird.

nach "frog" in 2009 legt das duo aus dem mecklenburgischen norden nun mit "lumen", offizieller release am 06.05.11 auf analogsoul, aber gekauft werden darf ab sofort, einen ideenreichen, vielgestaltigen auswurf vor, der mich an eine bunte spätherbstspielerei erinnert. berge von laub, windgetrocknete blätter, in allen farben, hände voll davon aufnehmen und im karree hernieder fallen lassen. immer wieder neu, immer wieder neue muster, neue farbkombinationen. eine menge, tausend verschiedene bilder. so klingt "lumen".

wooden peak - lumen by analogsoul



19. 04. 2011 / basta / görlitz
20. 04. 2011 / schokoladen / berlin
21. 04. 2011 / kunsthof / jena
22. 04. 2011 / Aaltra / Chemnitz
23. 04. 2011 / Galerie Kunst und Bauschlosserei / KUB / Leipzig
06. 05. 2011 / peter weiss haus / rostock
08. 05. 2011 / astra stube / hamburg
13. 05. 2011 / damen und herren / düsseldorf
14. 05. 2011 / kultkaff / siegen
26. 05. 2011 / badstrasse8 / fürth

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