Freitag, Mai 31, 2013

neue töne (1290): we/or/me


das hat einen ganz eigenen charme. so sorgsam, wie man zu werke geht, als müssten die noten getupft werden. behutsamkeit, die aber nie an betulichkeit erinnert. ganz fein gesponnen sind die tonalen fäden zu einem lichtdurchlässigen behang. (harmonie-) gesang nebst gitarrenfugen, kelle für kelle in die zwischenräume gespachtelt. das warme timbre von bahhaj taherzadeh, dem in irland geborenen und nun in chicago lebenden singer/songwriter, legt sich wie schlichter putz über das gewerk. nicht immer hat der bärtige kerl unterstützung. aber im vorliegenden fall, wir sprechen vom neuen full length "the walking hour", welches am 28. mai erschien, erhielt er umfangreiche freundschaftsdienste. nicht zuletzt die reine stimme von marie taherzadeh macht die unternehmung zu einer der besonderen art. wie diese beiden organe miteinander in schwingungen geraten, hat etwas magisches. andere beigaben, wie melodica oder eine orgel oder etwas perkussion, verlieren sich in stimmungsgeladenen arrangements, die von keyboard bzw. loop aktivitäten befördert werden. das genre folk scheint manchmal zu ende gesungen sein, hier erhält es eine vitalisierende einspritzung. nicht dass es diese sachtheit und betonte sachlichkeit bereits gegeben hätte, bert jansch und leonard cohen sind hervorragende referenzen, die hier zu rate gezogen werden, aber in der konsequenz kreiert we/or/me, so der moniker, unter dem taherzadeh antritt, eine ganz eigene welt aus narrativen ideen und einem gespinst aus musik. nicht umsonst, dass er auch selbst immer wieder vashti bunyan zu seinen erklärten vorbildern zählt.

in 2002 tritt taherzadeh erstmals öffentlich als musiker in erscheinung, 2003 veröffentlicht er die erste scheibe, eine cdr unter dem titel "simples lines". 2006 wird diese ergänzt um einen gastbeitrag auf der "yeti 4 compilation" und die 2008er veröffentlichung "ghostwriter", eine ep. yer bird records schiebt 2009 schließlich ein coveralbum namens "dust jacket, vol.1" nach. das erste full lenght gelang vor zwei jahren, "sleeping city" heißt das werk. nun also nummer zwei. es ist ein von vorn bis hinten stringentes, weil schicht für schicht aufgebautes werk, das einen packt und nicht mehr loslassen will. dieses packen ist aber nicht mit grober hand geschehen, so lehrte mich die unmittelbare erfahrung. es passierte, wie man sich einen virus holt. der schleicht sich ein und dann ist er präsent, zunächst unwiederruflich. nehmt platz und hört bei bandcamp rein, kaufen werdet Ihr dann sicher. klienicum empfehlungsstempel. dicker.


Donnerstag, Mai 30, 2013

neue töne (1289): ruby pins


m'lady's records wird in der mitte des kommenden juni das debütalbum der unter ruby pins operierenden künstlerin lillian maring veröffentlichen. der auf diesem release enthaltene stoff hat die grobheit einer homerecording aufnahme, den vergangenen drei jahren abgetrotzt und in einen alten computer nebst billigem mikrofon gebellt. unterstützung gab es von der verehrten grass widow bandkollegin hannah lew, die ihr wie die freunde fiona cambell, jen weisberg und brett lyman instrumentell unter die arme griff. mit "chameleon" darf man einen ersten track vorhören und der weist die richtung: sorgsames songwriting trifft auf enthusiastische umsetzung, ohne in irgendeiner form das maß zu verlieren. im gegenteil saftet die bass grundierte gitarre, die perkussion ist mal grobmotorisch auffällig, dann wieder singulär entzückt. dazu ordnet sich eine freundliche mädchenstimme, so dass wir an gegensätzen genügend beieinander hätten. nicht weniger erbaulich sind lieder wie "lost art" oder "chariot", die zwar rau ummantelt daherkommen, aber immer auch genügend raum für die lieblichkeit dieser jungen person lassen, die sich bei aller eigenständig auch von brian eno, jacques dutronc oder catherine ribeiro inspiriert sieht. auf ihrer homepage findet man gar ein john frusciante cover, was den blick auf ruby pins irgendwie abrundet. das debüt also, auf m'lady's records, ab mitte juni werden die kassetten oder lps, wofür Ihr Euch auch immer entscheidet, versendet. downloaden kann man natürlich auch. ich hör von Euch!

Mittwoch, Mai 29, 2013

eingestreut (519): konzerte münchen juni


die livepräsenz von bands bzw. künstlern hat an bedeutung gewonnen. dem wollen wir gern rechnung tragen, indem wir immer mal wieder etwas deutlicher hinweise auf entsprechende veranstaltungen geben. das können tourdaten einzelner künstler sein, aber auch wie heute übersichten nur für eine stadt. dass uns münchen dabei am herzen liegt, dürfte auf der hand liegen. gleichsam bemühen wir uns auch nicht um einen kompletten überblick, sondern picken uns die perlen heraus. wenn Ihr etwas ergänzt haben wollte, gebt bescheid oder nutzt die kommentarfunktion. (und bitte, verlasst Euch nicht auf die angaben hier, sondern lasst sie Euch vom veranstalter vorab bestätigen, danke!)

01.06. e. harnik & k. klement, mug im einstein
01.06. coco rosie, alte kongreßhalle 
01.06. velvet two stripes, atomic cafe
02.06. thos henley, milla
02.06. light asylum, kranhalle
03.06. hazmat modine, ampere
03.06. the babies/kitty empire, kafe kult
04.06. sparifankal, import export
04.06. titus waldenfels, pasinger fabrik
04.06. tamikrest, ampere
05.06. modern pets, kafe kult
05.05. apparat, volkstheater
05.06. 1984, sunny red
06.06. david lemaitre, strøm
06.06. health, kong
06.06. camper van beethoven, hansa 39 (soundbsp.) 
06.06. annen may kantereit, sunny red
07.06. princessin hans, sunny red
08.06. ernestine deane, einstein
08.06. der nino aus wien, fraunhofer
08.06. heavy summerbreak festival, hansa 39
09.06. bobby mcferrin, philharmonie 
10.06. allah-las, strøm
10.06. bonobo, muffathalle
10.06. sickoids, kafe kult
10.06, the besnard lakes, atomic cafe
11.06. scout niblett, strøm (soundbsp.)
12.06. current swell, strøm
12.06. nuclear spring, kafe kult
13.06. livy pear, milla
14.06. gabriel miller phillips, orangehouse
14.06. javelin, milla
15.06. ian fisher & the present, hauskonzerte (.com)
15.06. eamon mcgrath, hide out
15.06. the veils, atomic cafe
15.06. bat society, kafe kult
15.06. carooz, schranne dachau
16.06. duo lindgruen, einstein
16.06. the burning hell, innen.außen.raum
17.06. xavier rudd, backstage
18.06. the virgins, strøm
18.06. obits / frana, kafe kult
20.06. sentilo sono, substanz
20.06. loop session, milla
20.06. jesper munk, volkstheater
20.06. jimmy cliff, muffathalle
21.06. line walking elephant, milla
21.06. prem brulee, schranne dachau
21.06. famous naked gipsy circus, strøm
21.06. stray colors, kranhalle
23.06. krs-one, hansa 39
25.06. fresh and onlys, strøm
27.06. the mentalettes, atomic cafe
27.06. honig, tollwood
27.06. flowerstreet rec. präs., sunny red
28.06. cat power, theaterfabrik
28.06. mahala rai banda, ampere
29.06. stealing sheep,orangehouse
30.06. midnight magic, atomic cafe
30.06. pere ubu, hansa 39

camper van beethoven - someday our love will sell us out by forcefieldpr
  scout niblett - gun
  cat power - ruin by artsandcraftsmx

glotzt nicht so romantisch (508): julia holter

photo by rick bahto

das neue album von julia holter wird im august erwartet und von domino bereitgestellt. mit "world" gibt es die erste single daraus zu hören und zu sehen. die los angeliterin lässt nun also mit ihrem dritten album "loud city song" nach "tragedy" 2011 und dem letztjährigen "ekstasis" aufhorchen und greift dabei auf songs zurück, die bereits lang vor "tragedy" entstanden waren. doch erst 2012 machte sie sich an die bearbeitung dieser lieder. das video zu "world" stammt von rick bahto. den rest seht Ihr selber (sorry für den werbekram, den ich sonst zu vermeiden suche, aber auf einer anderen plattform gab es das video bis dato nicht).

Dienstag, Mai 28, 2013

ein (p)fund mp3 (439)

auf das wunderbare "time is a mountain" werk der gleichnamigen band hatte ich Euch bereits in einer früheren mp3 ausgabe aufmerksam gemacht, nun liegen noch zwei weitere tracks zur veröffentlichung bereit, deshalb die erinnerung an das im april auf häpna erschienene album: time is a mountain:
wooden keys by time is a mountain

tempi campi by time is a mountain
 
noch in diesem jahr soll das zweite album erscheinen, eine erste single wird mit "cindy + me" bereits losgetretetn, da fällt das warten auf den "eat their own" nachfolger nicht ganz so schwer: caged animals: 

"tiny rebels" erscheint am 23.07. auf empty cellar records und wir dürfen bereits einen ersten track daraus anbieten, die band arbeitet übrigens derzeit in zwei formationen, was es nicht einfacher macht, sie zu fassen, aber es wird Euch schon gelingen: the cairo gang:

das debütalbum wird "new colors" heißen und am 28. mai auf evil weevil records erscheinen, es ist das ergebnis dieses trios aus new brunswick, das bereits einige singles und kassetten releases am start hat, nun erstmals in full length manier: exwife:
exwife - rituals by enablerpr


auf "this is another life" hatte ich bereits hingewiesen, nun gilt es aber eine neue auskopplung zu bemühen, um auf das am 11. juni auf sacred bones erscheinende album des seattler musikers jesse lorzt finger zu zeigen: case studies:
case studies - everything by sacredbones

kid millions an den drums und bobby matador an keyboard, snythies und mikrofon sind die beiden protagonisten dieses projekts, das mit "sub contra" am 10. juni sein debütalbum auf thrill jockey herausbringt, ansonsten treiben sich die jungs bei oneida herum: people of the north:
people of the north - drama class by thrill jockey records

wir verweisen gern auf das debütalbum "vertical" dieses fünfers aus leipzig, welches am 07. juni auf thanks for the postcard / broken silence erscheinen wird, es ist mit future folk überschrieben, einen ersten eindruck kann man nachfolgend gewinnen: long voyage:
long voyage - "rise / fall" by long voyage

unter wolfgang möstls führung wird das zur band angewachsene projekt nun einen 5tracker vorlegen, der sich in d.i.y. manier geriert und mehr sein will als nur eine zwischenstation in bezug auf den erstling und alles andere, was da noch kommen mag, der titelgebende track der ep hier bei uns: mile me deaf:
mile me deaf - brando by siluh records

die kalifornier, die genremäßig unter 'alt.popsters' geführt, werden, bringen eine neue single an den start, "you knew/let's get educated" erscheint am 07. juni im rahmen des klasse- wiaiwya 7777777 singles projektes: sourpatch:
sourpatch - you knew by wiaiwya

das debütalbum erschien 2010, ist mittlerweile ausverkauft und wird deshalb von snowstar records noch einmal neu aufgelegt, zusätzlich an bord sind zwei bonustracks, die ebenfalls in 2009 entstanden sind, es aber noch auf kein anderes album schafften: i am oak:

mit "total" hat hardly art die debüt lp dieser portlander band im lauf, rausgeschickt wird das teil am 25. juni, bis dahin könnt Ihr anfreundung mittels appetithappen probieren:
hausu - leaning mess

noch einmal selbiges label, diesmal mit dem duo aus sonya westcott (arthur and yu) und ayumu haitani (4 bonjour's parties, welches mit "suchness gerade seine debüt scheibe herausgebracht hat, bitte reinhören: 
we are loud whispers - western town
we are loud whispers - this time

javelin
10/06/13 Hamburg (DE), Astra-Stube
11/06/13 Berlin (DE), Westgermany
12/06/13 Leipzig (DE), Ilses Erika
14/06/13 Muenchen (DE), Milla Club
15/06/13 Koeln (DE), Klub Genau 

scout niblett 
31.05.2013 – Mannheim (DE), Maifeld Derby Festival 
01.06.2013 – Hamburg (DE), Kampnagel 
03.06.2013 – Berlin (DE), Volksbühne
04.06.2013 – Duisburg (DE), Steinbruch 
05.06.2013 – Schorndorf (DE), Manufaktur 
09.06.2013 – Köln (DE) Museum Ludwig 
11.06.2013 – München (DE), Strom 
24.06.2013 – Jena (DE), Cafe Wagner

Montag, Mai 27, 2013

listenterror: beste konzerte 2013


 ein kurzes erstes fazit ist zu ziehen in sachen besuchter konzerte in diesem jahr. mit yo la tengo und the sea and cake haben altmeister die stange hochgehängt. fast hinüber gesprungen wären come beim diesjährigen obs. zumindest für einen podestplatz hat es gelangt. ansonsten stand das nochr echt junge jahr natürlich wieder ganz im zeichen des beverungen festivals. harren wir der dinge, die liste wird sicher noch ein stückchen länger. wie sah es denn bei Euch so aus?

yo la tengo, zakk düsseldorf, ****1/2
the sea and cake, milla münchen, **** - ****1/2
come, orange blossom special beverungen, **** - ****1/2
nick waterhouse, orange blossom special beverungen, ***1/2 - ****
christine owman, orange blossom special beverungen, ***1/2 - ****
the desoto caucus, orange blossom special beverungen, ***1/2 - ****
buke and gase, strom münchen, ***1/2 - ****
treetop flyers, orange blossom special beverungen, ***1/2
daniel norgren, orange blossom special beverungen, ***1/2
the deep dark woods, südstadt münchen, ***1/2
evening hymns, orange blossom special beverungen, ***1/2
murder by death, orange blossom special beverungen, ***1/2
veronica falls, orangehouse münchen, ***1/2
steaming satellites, orange blossom special beverungen, ***1/2
skinny lister, orange blossom special beverungen, ***1/2
caroline keating, orange blossom special beverungen, ***1/2
great dynamo / saender, die bank münchen, ***1/2
mick flannery, orange blossom special beverungen, *** - ***1/2
torpus & the art directors, orange blossom special beverungen, *** - ***1/2
the flaming stars, orange blossom special beverungen, **1/2 - ***

glotzt nicht so romantisch (507): the baptist generals


 wer hätte noch damit gerechnet, dass the baptist generals tatsächlich noch einmal mit einem album um die ecke kommen? ich nicht. mittlerweile sind seit "no silver/no gold" zehn jahre ins land gegangen, ganz zu schweigen, wie lang bereits "dog", der geniale erstling zurückliegt. "jackleg devotional to the heart" soll laut chris flemmons die liebe zum thema haben. passt ganz gut ins bild, da der frontmann nun auch seinen bandmitstreitern etwas mitsprache erlaubt hat. das album erschien am 24. mai via sub pop / cargo records. ein erstes video steht bereit.

Sonntag, Mai 26, 2013

neue töne (1288): the moondoggies


jetzt war ich locker eine woche außer gefecht. erst das obs, dann wurde ich von einer zahn-op niedergestreckt. und beständig juckte es in den fingern. die festival nachberichte haben so viel zeit geschluckt, dass nebenher nichts anderes möglich war. nun aber bin ich wieder am start und neugieriger denn je. längst auf dem roster ist das neue album von the moondoggies. über die jungs hatte ich erstmals im september 2008 geschrieben. da hieß es u.a.: "wanderlust guitar? ein herrlicher terminus, den amerikaner benutzen. ob er über die akustische variante hinausgeht, wäre zu ermitteln. doch wir befinden uns schon mitten im americana. diese variante hier ist weder feist und pausbacken, noch modern mutiert oder verwegen anders. irgendwie ganz normal. schreibt sich ja einfach, was? aber the moondoggies aus seattle bieten nun mal wenig aufreger und machen aufgrund einfachster, aber inniger harmonien doch etwas her. deshalb auch im klienicum eine notiz. die gitarren federn die magische orgel ab, der gemeinsame gesang ist mehr zum auftanzen denn zum wandern geeignet. wenn die gesammelte perkussion scheppert, bahnt sich emotion den weg. garagig sind es die jungs von the moodoggies noch in teenagerjahren angegangen. damals nannten sie sich the familiairs. die musik wurde gesetzter, aber nicht weniger befeuert. ccr höre ich, aber auch wilco, mit denen der transfer ins aktuelle jahrtausend gelingt. stomp, hardrock und blues luken gelegentlich unter den gedrillten arrangements hindurch, ebenso boogie und unverkennbar die einflüsse von the byrds, the band, the flying burrito brothers und the beta band. "don't be a stranger" heißt der erstling, der auf hardly art im vergangenen monat erschienen ist. er sollte sich seinen weg durch die bestenlisten weit nach oben bahnen können. musik für wanderlustige? bandvorstand murphy meint, dass die leute heute wie gestern gern beieinander sitzen, um miteinander musik zu machen. das ist nichts überholtes. ob auf der straße oder gemeinsam am feuer. aus tradition gut, sozusagen.


zwischenzeitlich (2010) hat der fünfer (aufgestockt mittlerweile um den multiinstrumentalisten jon potrello) mit "tidelands" ein zweites album aufgelegt und streckt sich nun mit dem dritten werk richtung decke. "adiós i'm a ghost" wird der 12tracker heißen, den hardy art im august rausschießt. der erste appetizer offeriert, die truppe hat ihre stärken behalten. etwas kompakter scheint der sound zu sein, aber die lust an großer melodie wird nach wie vor nicht verhehlt. es kreisen dampfig die gitarren, während aus dem hintergrund eine schießbude munter salven abgibt. dazu diese leicht angeraute gesangsstimme, die sich auch in höheren gefilden gut zurecht findet. das wird. ich hänge Euch mal chronologisch einige tracks bei, damit Ihr einen guten einstieg findet. viel spaß.
the moondoggies - changing (from: "don't be a stranger", 2008)
the moondoggies - what took so long (from: "tidelandss", 2010)
the moondoggies - it's a shame, it's a pity (from: "tidelandss", 2010)
the moondoggies - red eye (from: "adiós i'm a ghost", 2013)

Samstag, Mai 25, 2013

konzert: orange blossom special 17, teil 7

the flaming stars
 ja, es geht dem ende zu. drei konzerte standen allerdings am sonntag abend noch auf dem plan, alle versprachen großes. zunächst traten die altmeister von the flaming stars an, deren gebaren von anfang an offenbarte: wir kommen, um zu siegen. die attitüde aus galantem schwung, schlichter arroganz und etwas zugewandtheit passte aber schnell nicht mehr zu den klängen, die der fünfer kreierte. es wäre ein leichtes, dieses dilemma auf einen schlechten sound zu schieben, doch es lag wohl eher an einer unabgestimmtheit und einem mangel an eingespieltheit in der band. die flankierenden gitarren wussten durchaus mit flinken läufen zu begeistert, schienen aber jeweils auf einem ganz eigenen stern zu leben. mussten sie sich ergänzende muster verfolgen, blieb ein abgerundetes klangbild auf der strecke. ganz zu schweigen vom drummer, der sich zwar nach und nach seiner klamotten entledigte, dafür aber nicht seiner fehlenden meisterschaft.



dass es den kollegen nicht den angstschweiß von der stirn trieb, muss wohl daran gelegen haben, dass sie sich selbst sehr stark auf ihre eigene darbietung konzentrieren mussten. am leichtesten tat sich dabei noch sänger und frontmann max décharné. ein paar farbige einlagen auf dem e-piano ergänzten sein zumeist hervorragendes vokalgebahren, mit dem er den einen oder anderen patzer, den die band wie ausgeführt nicht vermeiden konnte, auffing. zugleich nahm er in perfektem deutsch den kontakt zum publikum auf und zeigte sich aufgeräumt und generös. diese launige stimme, die immer einen leicht gelangweilten anklang hat, ist schon eine reise wert. erst recht, wenn sich der straffe rock 'n' roll darunter mischt, den die band durchaus in der lage zu spielen ist. insgesamt wurde der auftritt von the flaming stars zu einer herben enttäuschung. alle hoffnungen auf etwas großes wurden angesichts dieses klangchaos pulverisiert. schade.

come
 mit come trat mein persönliches highlight dieser siebzehnten ausgabe des orange blossom special festivals an. in der vorbereitung hatte ich mir ihr album "eleven:eleven" immer wieder angehört und fühlte mich dem vierer gewachsen. dass sie mich aber mit dieser perfekten 1:1 übersetzung überraschen, geradezu überrollen würden, hatte ich nicht erwartet. bereits der soundcheck dauerte an, so dass die nervosität immer mehr stieg. nur sahen thalia zedek und co. entspannter aus, als all ihre kollegen zuvor. dies ließ meinen puls wieder ein wenig herunterfahren. mit den ersten tönen von "dead molly" waren auch die letzten fetzen dunkler vorahnungen hinweg gepustet. von anfang an griff die dynamik und die power dieses quartetts und riss mit und begeisterte. was den flaming stars nicht gelang, geriet come zur perfektion. ein aufeinander abgestimmt sein, wie es messerschärfer nicht gelingen kann. vor allem weil der konzeptionelle aufbau ihrer songs nicht immer auf den ersten blick durchschaubar ist, kommt es auf jede wendung, auf jeden hackenschlag an, auf ein perfektes timing. chris brokaw und thalia zerschnitten mit ihren stichhaltigen gitarrenläufen letzte zweifel, spielten miteinander, umkreisten sich oder konfrontierten sich mit vitalität und derbem charme. aus dem hintergrund klopfte es massig und agil zugleich, was arthur johnson an diesem abend leistete war grandios. der prügelpeter verstand es nicht nur für den notwendigen schub zu sorgen, sondern er konterte immer wieder mit leichter hand die ausbrüche des gitarrenduos. im zusammenspiel mit dem coolen sean o'brien am bass wirkte eine kongeniale rhythmusgemeinschaft.



alle blicken waren aber vorwiegend auf thalia in der front des unruhigen ensembles gerichtet. was diese frau abzog, wird man von damen ihrer generation nur selten geboten bekommen. unaufgeregt und ohne besonderen trubel um ihre rolle zu machen, stand sie dennoch der truppe mit harter hand vor. ihr gesang hatte subkutane wirkung. ein leichtes frösteln umgibt den zuhörer, das mittels schnittiger saitenakrobatik wieder abgeschlagen wird. bereits als zweiten song spielen come "submerge", den vermeintlichen hit. nach und nach nähert sich das stück, auf knien robbend, dem hörer. passagen des innehaltens, da lediglich eine gitarre angeln auswirft, wechseln sich mit traumhaften gesangseinlagen ab. wer hier nicht vom rechten weg abkommt, hat die navigation anderen in die hand gegeben. zum ende hin werden noch einmal salven abgefeuert. was chris brokaw in dieser konstellation leistet, kann man dabei nicht genug würdigen.


er spielt ein derart belebtes brett, dass es immer wieder eine freude ist, seinen agilen fingern zu folgen. bereits kurz nach dem konzert war er übrigens noch in den plattenkisten wühlend anzutreffen. seinem tip folgend habe ich mir eine jj burnel scheibe zugelegt. aber noch nicht gehört. dafür aber habe ich das set von come nach wie vor im schädel. "sad eyes", wie es vergessen vor sich hinschlingert, um nach und nach an kraft zu gewinnen. "fast piss blues", den grobschlächtigen klopfer, der aber genauso wie seine kollegen mit fein konstruierten mustern aufwarten kann. oder "william" mit sengenden gitarren und schepperndem gewerk. das war riesig, großartig!

blaudzun

blaudzun aus den niederlanden hatten ordentlich zucker in den allerwertesten geblasen bekommen und wurden als das neue große ding angekündigt. waren sie am ende auch, wenn man auf diese form des bombasts steht. das gesamte showkonstrukt war durchdacht und stimmig. sowohl die groß angesetzten arrangements, an deren bearbeitung eine heerscharr von musikern beteiligt waren, als auch die energiestrotzende lichtshow. dass sich bei all dem auch songs indentifizieren liessen, erstaunte, machte aber die meisterschaft dieser band deutlich. sehr feine harmonien blieben am ohr des betrachters haften, wenngleich dieser mit ungleich mehr in sachen verarbeitung beauftragt war. ganz warm wurde ich dennoch mit dem vortrag nicht. kurz vor schluß setzte gar von null auf hundert prasselnder regen einen adäquaten kontrapunkt.

flame on my head by blaudzun

den dreitageswitz erspare ich Euch. aber nicht, dass ich mich sehr, sehr bei den veranstaltern bedanken möchte. für alles! danke!

Freitag, Mai 24, 2013

konzert: orange blossom special 17, teil 6

sonnenanbeter
der sonntag zeigte sich von seiner besten seite und stimmte das festivalvolk versöhnlich. die sonne stach vormittags immer wieder durch das gewölk, über mittag verzogen sich schließlich auch die letzten wattebausche am himmel und am firmament leuchtete der gelbe planet in einer selbstverständlichkeit, die man sich bereits tage zuvor gewünscht hätte.

nach murder by death war zeit für crocozebrá aus deutschland, die wir leider verpassten. ein paar gespräche standen auf dem plan, mit halbem ohr erwischt man vor allem eine sehr prägnante gesangsstimme, die mit biss den athletischen musikkorpus packte und vorantrieb. auf jeden fall ein aufmerker und vermutlich auch ein versäumnis.


dafür waren wir am start, als christine owmans zeit gekommen war. die schwedin übernahm den ätherischen part des festivals. will meinen, hier spielte sich etwas ab zwischen himmel und erde, was nicht unbedingt auf den ersten blick, auf den ersten hörgang zu fassen war. die mit einem cello bewährte, gerierte sich selbst im sitzen wie eine schlange, wand und bewegte sich in schierer körperlosigkeit, während sie gleichzeitig das instrument bediente und sang. ihr ausdruck ist dabei das zögerliche aneinanderreihen von tönen, deren zusammenschluß erst einige sekunden später passsiert. die aufmerksamkeit des zuhörers wurde zudem durch die beiden sideparts owmans geschult.




zur linken der dame mit dem strammen pony stand der bassist, kennern ist magnus sveningsson von the cardigans bekannt. seine läufe waren über jeden zweifel erhaben. immer wieder war er zudem aufgefordert akzente zu setzen. was er mit fleiß und routine erbrachte. zur linken christine owmans stand eine ebenso fackelblonde, die die e-gitarre bediente und erstaunliches von sich gab. diese klänge verwoben sich aufs feinste mit dem sirenengleichen gesängen und suchten zugleich einen ganz eigenen interpretativen gedanken. singende säge und eine schlange, mit der owman durchaus einen summenden ton erzeugend um sich wedelte, ergänzten die instrumentale ebene. alles andere trug sich auf einem anderen planeten zu. mittels effektpedalen gelang es owman ihre stimme zu verfremden, mittels der nutzung zweier mikros holte sie zwischenzeitlich den gesang wieder heim. trennte sie sich von ihrem cello, suchte sie zugleich den kontakt zum faszinierten publikum. das schien ihr von den lippen lesen zu wollen. owmans blick war dabei offen, wenngleich er sich unter ihrer ungewöhnlichen haarpracht erst einen weg ins freie suchen musste. das wenige, was hier ein ganzes erbrachte, war überzeugend vereint zu einem geballten liveerlebnis der besonderen art. fürchtete man entrücktheit, bekam man entschlossenheit. mit ihrem album "little beast" hatte owman zudem ein neues, ihr drittes album im gepäck, welches glitterhouse erst kürzlich veröffentlich hatte.

torpus & the art directors
mit torpus & the art directors durften sich junge norddeutsche in die annalen des beverunger festivals eintragen. dass dies eine besondere ehre ist, ist den jungs und dem mädel der band um sänger sönke torpus durchaus gewahr und vor allem anzumerken. denn ihre dankeshymnen müssen sie immer wieder anstimmen, anekdoten erreichen die freudig gestimmten zuhörer und zugleich ist das dauergrinsen aus den gesichtern nicht zu löschen. mit ihrem belebten, zugänglichen und zugleich herzerwärmenden folk fassen sie nicht nach den sternen, sondern nach den händen der festivalbesucher und erreichen schnell eine ausgelassene stimmung. irgendwo finden sich gar kleine fangemeinschaften, deren johlen, deren begeisterung flink auch andere erfasst. einer der höhepunkt ist sicherlich ryan adams "oh my sweet carolina". nicht nur weil es ein wunderschöner song ist, sondern weil es der band gelingt, ihn sich zu eigen zu machen. und so singt das rund "oh my sweet carolina / what compels me to go / oh my sweet disposition / may you one day carry me home". herrlich! wie überhaupt die gesamte band grundsympathisch herüberkommt. etwa ove thomsen, der seine ganz persönliche obs geschichte zum besten gibt, da er sich als fotograf auf die gästeliste schummelt, aber gar nicht in den fotograben gehört (weil er das handwerk nicht beherrscht). oder wie es dem gitarristen melf petersen gelingt, mit seinem gesang eine zusätzliche stimmung zu erzeugen. er klingt gedeckter, etwas dunkler als sönke und damit befriedeter. an anderer stelle braucht es aber die herzhafte und extrovertierte art sönkes und die führt am ende auch dazu, dass die versammelte obs gemeinde noch singt, als das letzte bandmitglied bereits die bühne verlassen hat.



sönke erzählt mir später, er hätte die gesamte stunde auftritt über eine gänsehaut gehabt. letztlich ist mit diesem engagement ein lang gehegter wunsch in erfüllung gegangen. endlich mal die seiten wechseln und nicht nur auf die bühne, sondern von ihr herab zu blicken. bis oktober sind torpus & the art directors gut ausgebucht, insbesondere was das touren betrifft, dann aber wäre es wieder zeit, ein neues album in angriff zu nehmen. wir verständigungen uns schnell, dass es für den kreativen prozess oft eine missliche lage, einen schmerz oder trauer oder ähnliches herzeleid braucht. doch der blonde norddeutsche fühlt sich gerade so wohl, dass er dieser triebfeder gerade überhaupt nicht trauen mag. die dinge mit und um das label sind perfekt, der zusammenhalt und die stimmung in der band sind hervorragend und auch privat läuft es sehr gut. das war auch schon anders, sönke lacht. schließlich basierten drei viertel der lieder des letzten albums auf einer trennungsgeschichte. das mädel ist wieder eingefangen und soll nicht noch einmal anlass für einen stapel songs sein. so viel ist klar. worauf nun der neue tonträger fussen wird noch nicht. bis dahin ist aber noch einen augenblick zeit.

the desoto caucus
an the desoto caucus, der dänischen band mit dem schwierig auszusprechenden bandnamen, schieden sich etwas die geister. den einen war es etwas zu zahm, andere sahen zuvorderst die große meisterschaft und die besondere, unaufgeregt vorgetragene musikalie. der vierer, diesmal als fünfer operierend, der in einem atemzug mit howe gelb bzw. giant sand zu nennen ist, hatte sich bereits mit nive nielsen auf dem obs bewiesen, trat nun aber an, um nicht nur das zweite album "offramp rodeo" zu promoten, sondern um die ganz eigene botschaft an den mann zu bringen. he, mann, entspann! der fliehende americana sound zog wie ein laues lüftchen durch das mittlerweile aufgeheizte rund. dabei war die konstitution des ensembles eine kraftstrotzende und agile. peter dombernowsy an den drums, verhalten zwar, aber an den rändern begleitend und für stabilität sorgend. dazu die beiden multiinstrumentalisten nikolaj heyman und thøger t. lund, die bass und gitarre, die keyboards und sounds beimischten, die den ganz besonderen charme dieser band ausmachen. austariert, auf den punkt, ohne es an vitalität fehlen zu lassen.



am mikro schließlich (zum fünften kollegen fehlt der name, auch er mit einer gitarre bestückt) anders pedersen, der mit seiner klaren, unverstellten stimme die führung übernahm. das set wurde mit "live in the stream" eröffnet, einem track, der perfekter ausdruck des desoto caucus klangs ist. die greinende orgel, das zurückgenommene, dichte drumming, die feinen harmonien, schwach schimmernde texturen, die sich wie ein plaid über das gedeckte muster dieses soundteppichs legen. mit "wonder & blunders", "imply or implode" und "running out of heroes" bemüht das gelassene ensemble sein erstes album "elite continental custom club", um alsbald fast vollständig den zweiten tonträger abzuspulen. nur "weary talking blues" vom debüt schleicht sich noch zwischen so hervorragende lieder wie das titelgebende "offramp rodeo", einem zaghaftem sauger, oder "fire sale", einem leicht angekickt mäanderndem stück, oder "polaris" mit seiner jubilanten melodie. zum ausgang gibt es das wunderbare "even so", welches mit kristalliner gitarre aufwartet, mit einer aufgeweckten heiterkeit, die auch das ende dieses konzerts mit frohem gemüt hinnehmen lässt. das album der band war im übrigens sehr schnell ausverkauft.

the desoto caucus - offramp rodeo
 
den abschließenden bericht gibt es in kürze. darin werden the flaming stars, come und blaudzun in ganz unterschichtlicher gewichtung behandelt.

Donnerstag, Mai 23, 2013

konzert: orange blossom special 17, teil 5

zaungäste

es fanden sich die ungewöhnlichsten plätze, um das festival zu verfolgen. manch einer hatte einen entspannten, ein anderer widerum einer eher umkämpften ort, hier bequem, dort unbequem, hier mit weit-, dort mit einsicht.

we invented paris
mit we invented paris fand sich zwischen den haudraufs von skinny lister und dem eleganten nick waterhouse durchaus passend eine auf schönklang geeichte band, die allerdings an diesem tag nicht nur schlecht angezogen war, sondern ziemlich zahm daherkam. an ihren songs glitt man ab wie an schmierseife. das war nichts, um in den samstagabend zu gleiten. erst recht nicht, wenn man sich gerade der bundesligaergebnisse gewahr wurde.

nick waterhouse
die volle konzentration lag ihm stets auf dem gesicht und doch hatte er zugleich immer auch ein leicht verschmitztes lächeln um die lippen. nick waterhouse zelebriert ein durchgestyltes programm und vielleicht zwingt ihn das persönliche ergötzen daran, zwischendurch etwas abstand zu gewinnen. um sich nicht gänzlich vereinnahmen zu lassen, von perfektion und der gefahr zu einem bloßen abziehbildchen zu werden. denn das ist der aus san francisco stammende bursche ganz gewiss nicht. schlittert er zwar mit seinen teuren schuhen durch die großen spuren, die ihm der r&b und der soul der frühen jahre hinterlassen hat, so weiß waterhouse längst wo er persönlich sein zuhause findet.



in front seines ensembles bewegt er sich geschickt und launig, bietet seine stimme wie ein eisverkäufer seine ware an. wer mädchen ist, wird ihm anstandslos folgen. die leichten bewegungen aus der hüfte, die verschmitztheit seiner körperlichkeit. das ist hier auch ein physisches vergnügen. der wenig angestrengte gesang mit seiner geölten, klaren stimme, die glockenhell klingende, flink zu bewegende gitarre ist das seine. mal smooth, mal schmissig, mal mit twang. aus dem background tönt es wie aus einem halbdunklem jazzclub. die bläser setzen an, um "i can only give you everything" zu pushen. die zwei mädels auf der linken seite, die sich nicht nur im gleichklang bewegen, beflügeln das vokale (wie optische) vergnügen dieser hervorragend durcharrangierten show. im zwiegesang schustert man sich "everything, everything" zu.


die bläser staunen, die drums blechern und waterhouse holt sich ein solo ab. es geht kaum besser. hier stimmen attitüde und umsetzung der vorgegebenen marschrichtung. man kann die hohen erwartungen erfüllen. dumpf groovend kommt "is that clear", das e-piano klimpert verlegen, einem bläser zieht es die schuhe aus, waterhouse stiftet unruhe, der song bricht aus. neben mir, vor mir, keiner steht mehr still (auch gar nicht so schwer, wenn man so einen tollen vortänzer aus den reihen von boy division hat, der auf der glitterhouse treppe allen vormacht, wie es geht). die schießbude explodiert, das saxophon erstickt in kakophonie, nick lässt die gitarre entgleisen, die mädels entblättern sich... ähm, heiße phantasien eines in der rückschau wirklich belebenden auftritts. wer kann, sollte sich die truppe schnell antun, damit ihm diese frühe flow nicht entgeht. man kann nur hoffen, dass sich waterhouse und die seinen diese nonchalance im umgang mit dem eigenen erfolg behalten. tut gut.

i can only give you everything by nick waterhouse

dry the river

nachdem nick waterhouse das ende des samstags eingeläutet hatte, bekamen dry the river die aufgabe, die tür zu schließen. dass sich dies allerdings schneller erledigte als gedacht, hatte ich mir anders vorgestellt. doch kaum hatten die briten ihren auftritt gestartet, sendete der gesang von peter liddle eindeutige signale: das wird heute nichts mit uns. ständig in der kopfstimme agierend, hockte er sich auf meine bis dahin völlig entspannten nerven und traktierte sie mit inbrunst und einer wonne, die in keinem verhältnis zur qualität seines ausdrucks stand. gleichzeitig erwiesen sich die restlichen komponenten des musikalischen kollektivs nicht als ausgleichsfähig, nicht als kompensierend genug, um zum bleiben zu bewegen. zu durchschaubar die arrangements, zu wenig innovativ die konzepte. da verwunderte es schließlich auch nicht, dass gitarrist und bassist sich benahmen, als würde es gelten, einen heavy metal contest zu gewinnen: wer bringt die augenscheinlich konterkarierensten bewegungsmuster auf die bühne. der basser hätte übrigens gewonnen. er riss an seinem instrument wie ein furor, stellte es in die höhe, warf dabei mit seinem schulterlangen haar um sich und stand dabei im krassen gegensatz zur locker vor sich hin schleifenden musik. aber klar, das war ja die aufgabe des contests.

murder by death

der surprise act des sonntagsmorgens waren murder by death. das hatte sich bis dahin aber bereits rumgesprochen, was dem interesse keinen abbruch tat. mittlerweile hatte sich die sonne auch entschlossen, gleich von anfang an gas zu geben. so durften die amis mit einer großen runde vorlieb nehmen. die ließen sich denn auch nicht lange bitten. vor allem der kopf der band, adam turla befeuerte die gemeinde mit seinem enthusiastischen gesang. das hatte verve und eine beflügelnde note, dass man sich sofort abgeholt fühlte. wenngleich man sich eigentlich noch so manches staubkorn aus den augen hätte krümeln müssen. doch dafür blieb kaum zeit. denn das tanzbein musste in die hände genommen werden. irgendwo zwischen feierlichem standard und wildem galopp galt es sich zu entscheiden. was gar nicht so einfach war. die musik von murder death lebt von unregelmäßigkeiten, von höhen und tiefen, die es zu durchmessen gilt, vom steten wechsel schneller mit langsamen passagen, von druckvollem vorwärts und kurzzeitigem innehalten. wärme erzeugt das cello, der am rechten bühnenrand sitzenden sarah balliet, für unterhaltsames beiwerk ist der mir leider namenlose multiinstrumentalist (scott brackett, man kennt ihn von okkervil river oder shearwater, war wohl leider nicht an bord) verantwortlich, der zur mandoline greift oder sich ans keyboard setzt. hinter der schießbude hockt dagan thogerson, der gemeinsam mit matt armstrong am bass für ausreichend druck sorgt. der kommt mal in marschformation, mal gedrillt, immer kraftvoll und energiereich. mit so einer maschinerie im rücken hat es turla leicht, die verschwommenen texturen beisammen zu halten. ein sehr feiner auftritt ist da den bloomingtonern gelungen, an dessen spitze ganz klar "foxglove" stand, der cello forcierte song macht mal richtig was her. nachhören! auf "good morning, magpie".

morgen dann der rest vom sonntag: mit desoto caucus, mit the flaming stars, mit come!

konzert: orange blossom special 17, teil 4

daniel norgren
zweiter auf des samstags tagesplan war daniel norgren. der schwedenblueser hat bereits manche kurve in deutschland gedreht und dabei viel zuspruch erhalten. nicht umsonst. was der baumlange kerl auf die bühne bringt, ist aller ehren wert. saftig und grollend kommt der deltaverschnitt daher. und während auf der alten klampfe 12bar exempel statuiert werden, klopft norgren nebenher noch fleißig den beat in sein kleines drumensemble, das er mit den füssen bedient. es ist schon eine schau, wie er dort vor einem sitzt. den kopf fasst zwischen den knien, die auf und nieder springenden beine, die konzentriertheit auf das gitarrespiel und schließlich das im gesang verzerrte gesicht. die artikulation ist so mienenversessen, es wäre vermutlich leicht, wort für wort zu ermitteln, wenn man lippenlesen müsste. an norgrens seite der basser anders grahn, der seinen kollegen immer wieder auch im backgroundgesang unterstützt. es ist ein dolles, schnell für sich einnehmendes paar. flink bewegen sich die zwei auf hypnosebedingungen zu. die pointierte spielweise norgrens setzt tupfer um tupfer, die aneinandergereiht mehr als nur eine notenfolge bilden, vielmehr reichern sie die phantasie an und erzeugen konzentration.



der belebte bass flankiert die unternehmung und der in harmonie verbundene gesang der beiden protagonisten vollendet den segenreichen fluch des abtrünnigseins, des sich verlierens. schon ab dem zweiten song "howling around my happy home" fühlt man sich abgeholt auf eine reise in eine robert johnson welt aus schwüler hitze, moskitoattacken und einem erbe, das sich nur mit musik bewältigen lässt. norgrens set greift fast hälftig auf das letzte album "buck" zurück, das in diesem jahr erschienen ist. höhepunkte sind zum beispiel songs wie "once a queen" mit einer fast schon lieblichen melodien, "black vultures", einem stomp ähnlichen aufrüttler oder "putting my tomorrows behind", einem countryesken schleicher, da norgren sein leicht angeknarztes organ so richtig im zwiegesang mit kollege grahn (der im übrigen auch mit herrlichem mienenspiel aufwartete) ausfahren konnte. "whatever turns you on" holte kurz vor dem ende noch einmal alles heraus. klopfend und mit aufgezogener stimme grimmt sich norgren durch den flotten blues. aus dem hintergrund kippte ein zweiter kompagnon ein paar schalter, dreht an potis und sorgte so für einen dichteren sound. das ging sofort in die beine. bewegung, die sich im publikum wiederfand. mit "steh doch mal auf!" kam denn auch aus dieser richtung der mit abstand mieseste kommentar des festivals. als sich norgren schließlich tatsächlich erhob, konnte man sich der größe und mächtigkeit dieses kerl kaum entziehen. sein freundliches lachen aber stand über allem. danke, mann!

the fabulous penetrators

the fabulous penetrators haben wir nur am rande mitbekommen, wollen aber wenigstens einen fotobeweis starten. denn ihr auftritt soll mindestens unterhaltsam gewesen sein. trotz (oder wegen) der maskerade. die von uns vernommenen töne hatten die satte power, die es für ordentlichen garagenrock braucht. yeah!

caroline keating
die brillanz in der musik von caroline keating findet sich nicht in einem stürmisch angang, nicht in einem verwegenen refrain oder einer aufmerksamkeit heischenden bridge. man muss sie in den harmonien suchen, in den verwinkelten gängen einer sich nicht sofort anbiedernden melodie. vor allem aber wird man sie finden tief gegründet in der anmutigen und lebendigen art der kanadierin. dieses liebenswerte wesen hatte vor dem auftritt mächtigen bammel und war nervös und ließ sich mehrmals bestätigen, dass es schon gut gehen würde. dabei hatte sie nichts zu befürchten. auch sie ist mittlerweile eine liveerprobte künstlerin, die in hiesigen landen - wenig überraschend - erfolge feierte. und schließlich war auch der beverunger empfang warmherzig und offen, so dass man konstatieren konnte, dass auch die anfängliche nervosität schnell verflogen war.




in ihrem sommerlichen outfit stellte sie ein blendendes schild gegen das wetterunbill dar und man meinte auch, dann und wann einen sonnenstrahl durch die dicke wolkendecke blitzen zu sehen. spätestens als sie die ersten töne mit weitausholender geste in ihr e-piano stach, wurde es dem letzten im rund warm. die gespreizten finger griffen flink über die tasten und caroline ließ ihr blitzsauberes gesangsorgan klingen. "silver heart" glitt über den köpfen hinweg und hinterließ spuren. an der seite der munteren chanteuse befanden sich der tourerprobte sebastian chow sowie ein neuer begleiter am standup bass. dieser musste sich das repertoire innerhalb eines monats erarbeiten und machte seinen job alles andere als zweitklassig. zwar las er fleißig vom notenblatt ab, ließ ab seine tiefgründenden töne warm in die beschwingten lieder caroline keatings fließen. sebastian dagegen suchte akzentuierung und fand sie, wenn er unterstrich oder auch einmal feinsinnig gegen den strich bürstete, vielmehr seinen bogen zog. im vordergrund aber die konzentrierte junge künstlerin, die allzugern kontrastrierend tonfolgen hüpfen ließ, sich so selbst ins schwelgen zu bringen, sich selbst voranzutreiben schien. wer hier nicht mit dem lächeln kämpfte, war, will man positives meinen, noch durchgefroren oder verkatert. von nervosität war bald nichts mehr zu spüren, im gegenteil mischte sich souveränität unter, die caroline ganz hervorragend steht. ihr aktuelles album gab genügend material für einen vor entzücken strotzenden nachmittag her. man wird bald (noch) mehr von ihr hören, das ist sicher.

skinny lister


schicken wir noch einige notizzettelchen zu skinny lister in die luft. die wilde londoner truppe hatte zum glück noch die hamburger coverband boy division zwischen sich und caroline keating, ansonsten wäre das kontrastprogramm zu heftig gewesen. denn die rauen shanties und rebellgesänge fetzten ordentlich durch das rund. da wurden die lautsprecher und gatter erobert, um sich dem publikum zu nähern, um den vielstimmigen gesängen noch mehr ausdruck zu verleihen. als zuhörer musste man in manch grimmiges gesicht blicken und hatte zugleich das gefühl, es mit den nettesten menschen des planeten zu tun zu haben. gerade wirbelwind lorna thomas wechselte gern zu einem breiten lächeln und wetteiferte mit der mittlerweile aufgezogenen sonne. ohne schlagwerk angetreten, setzten die fünf auf ihr schwer bearbeitetes gerät aus standup bass, gitarren und akkordeon. "john kanaka" oder "rollin' over" begeisterten das publikum in sekundenschnelle. gefangene wurden keine gemacht! das galt wohl auch für die alkoholika im backstage bereich. auch hier waren die briten top! yes.

colours by skinnylister

in der nächsten runde werden wir uns u.a. mit nick waterhouse beschäftigen. bis dann.